Die Sanierung der insolventen Höhrhan-Gruppe ist kein Spaziergang

Das Wort „insolvent“ ist durch ein Loch in einem grünen Blatt Papier sichtbar.
Der Kunststoff- und Werkzeugspezialist aus Krems hat die Eigenverwaltung zurückgelegt und will den Gläubigern nur 20 Prozent Quote zahlen.

Ursprünglich wollte die insolvente Höhrhan-Gruppe (176 Mitarbeiter) mit Sitz in Krems ihren Gläubigern 30 Prozent Quote bieten. Doch die Rechnung geht offenbar nicht auf. So haben die insolventen Teil-Gesellschaften Robust Plastics GmbH, AKG Plastics GmbH, HT Electronics Systems GmbH und Robust Industry GmbH die Eigenverwaltung in den Sanierungsverfahren zurückgelegt und die angebotene Quote auf 20 Prozent gesenkt.

„Die Angemessenheit der Quoten ist noch zu überprüfen“, sagt Stephan Mazal von Creditreform zum KURIER. „Die Fortführung der Unternehmen verläuft aber positiv. Wesentliche Basis der aktuellen Finanzpläne der einzelnen Gesellschaften ist die Mitwirkung einer Factoring Bank, die die Kaufpreisforderungen mit 80 Prozent der Bruttowerte bevorschusst.

„Die Anzahl der Mitarbeiter wird von ursprünglich 176 um maximal ein Viertel reduziert werden“, sagt Mazal. Im schlimmsten Fall werden 44 Jobs gestrichen.

Komplexe Verfahren

Die Höhrhan-Gruppe stellt Kunststoffteile, Verpackungslösungen, Hohlkörperprodukte sowie Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung her. Die Gruppe beliefert die Autoindustrie sowie die Elektronik- und Konsumgüterindustrie. Die gesamten Forderungen der Gläubiger betragen laut Creditreform und AKV rund 15,7 Millionen Euro, davon wurden bisher 11,4 Millionen Euro anerkannt. Der geschäftsführende Gesellschafter Thomas Höhrhan hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Er steht mit rund fünf Millionen Euro bei den Gläubigern in der Kreide.

Die Verfahren sind komplex, da es wechselseitige Forderungen und Verbindlichkeiten innerhalb der Unternehmensgruppe gibt.

Schlechte Geschäfte

„Die meisten Lieferanten haben aber zum Teil schon vor der Insolvenzeröffnung auf Vorauskasse umgestellt“, heißt es in einem Bericht der renommierten Sanierungsverwalterin Ulla Reisch. Die meisten Beschäftigten mit 65 Personen hat die HT Electronic Systems GmbH. Sie wird bis zu 15 Mitarbeiter abbauen. „Aus den vorliegenden Jahresabschlüssen lässt sich feststellen, dass es 2022 und 2023 zu einem Aufbau von Vorräten gekommen ist, der nicht mit einer Verbesserung des Umsatzes verbunden war“, heißt im Bericht weiters. „Die Gesellschaft war nicht in der Lage, die produzierten Vorräte in ausreichendem Umfang an ihre Kunden zu verkaufen.“ Dementsprechend verschlechterte sich die Liquidität.

So soll die HT Electronic gruppenintern Werkzeuge und Prozesstechnologie verkauft, aber die entsprechenden Kaufpreise (1,88 Millionen bzw. 900.000 Euro) nicht erhalten haben. Im ersten Fall gibt es eine Gegenforderung, im zweiten Fall wurde „auf die Forderung verzichtet“. Die Sanierungsverwalterin hat zu diesen Transaktionen von der HT Electronic ergänzende Informationen und Unterlagen angefordert.

Fragwürdige Deals

Auch von der Robust Plastics wurden 2023 und 2025 an eine indirekt verbundene Gesellschaft Werkzeuge in Höhe von 4,72 Millionen Euro verkauft, aber der Kaufpreis wurde nicht bezahlt. Es soll ein Schadenersatzanspruch gegenüberstehen. Die Sanierungsverwalterin hat auch in diesem Fall „ergänzende Informationen“ von der Robust Plastics angefordert. Diese sollen noch nicht vorliegen.

Die Entscheidung über die Zukunft der Gruppe fällt am 17. Dezember. An dem Tag stimmen die Gläubiger über alle Sanierungspläne ab.

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