Die Orascom-Connection der Porr

Die Orascom-Connection der Porr
Der Immobilienentwickler Orascom des ägyptischen Investors Samih Sawiris könnte bei der Porr einsteigen, besagen Gerüchte. Stimmt nicht, wehrt Porr-Chef Strauss ab. Im Gegenteil: Sein Baukonzern könnte sich an einem Schweizer Orascom-Projekt beteiligen.

Die ägyptische Investorenbrüder Sawiris machen auch in der österreichischen Unternehmerwelt immer wieder von sich reden. Naguib Sawiris war zwischendurch an der Telekom Austria beteiligt und durfte heuer beim Ausstieg einen fetten Gewinn einstreifen. Jetzt heißt es in der Gerüchteküche, Samih Sawiris habe ein Auge auf den heimischen Baukonzern Porr geworfen.

Rund um die Turbulenzen, in denen die Salzburger Baugruppe Alpine derzeit steckt (siehe Bericht ganz unten), tauchen derzeit Spekulationen auch über Alpine-Konkurrenten auf. Die Porr soll gar einen Hilfskredit brauchen oder mit Orascom Development von Samih Sawiris über einen Einstieg verhandeln. "Völliger Blödsinn, stimmt nicht", dementiert Karl-Heinz Strauss, Boss und Miteigentümer von Porr. Der Konzern sei auf einem guten Weg. "Wir haben ausreichend Liquidität und werden in drei, vier Jahren schuldenfrei sein".

Die Orascom-Connection der Porr

Der Stadt- und Immobilienentwickler Orascom werde sich keineswegs an der Porr beteiligen, das Gegenteil könnte der Fall sein. Die Orascom zieht im schweizerischen Andermatt gerade ein Riesenprojekt auf, die Porr baut mit. "Orascom will, dass sich die Auftragnehmer beim Schweizer Projekt klein beteiligen. So mit der Philosophie, dann strengen sich die mehr an", sagt Strauss. Über eine Beteiligung der Porr in Andermatt ist aber noch keine Entscheidung gefallen.

Chef der Orascom Development mit Sitz im schweizerischen Altdorf ist übrigens der Österreicher Gerhard Niesslein.

Umbau

Die Orascom-Connection der Porr

Auch ganz ohne den ägyptischen Investor Samih Sawiris wird sich der Eigentümerkreis der Porr in den nächsten Tagen ändern. Wie berichtet, wird Strauss das Aktienpaket der B&C-Gruppe (die der Bank Austria nahesteht) übernehmen. Laut Übernahmekommission löst dieser Deal aber ein Pflichtoffert auch für den Rest aus. Soviel Geld würde Strauss nicht auftreiben können, muss er aber auch gar nicht. Wie von Insidern zu hören ist, hat er von sämtlichen Großaktionären bereits Erklärungen auf dem Tisch liegen, dass sie darauf verzichten, ihre Anteile an Strauss zu verkaufen.

Leicht haben es Baukonzerne derzeit nicht. Die öffentlichen Hände müssen sparen, "und der Wirtschaftsbau entwickelt sich relativ schlecht, weil sich die Unternehmen mit Investitionen zurückhalten", berichtet Klaus Weyerstraß, Experte im Institut für Höhere Studien. Vor allem in Österreich und Deutschland entwickle sich aber der Wohnungsbau recht gut. Hier profitiere die Bauwirtschaft nicht nur von den tiefen Zinsen, sondern auch vom Drang der Investoren zu "Betongold", also Immobilien als sicheren Werten. In Osteuropa schaue die Lage allerdings nicht so rosig aus, weil die Banken dort die Kreditvergabe stark eingeschränkt hätten. Der Kampf um Aufträge drückt auf die Margen und Gewinne, klagt man in der Bauwirtschaft.

Die Porr hat sich einer Strategie verschrieben, die mehr auf Ergebnisse als auf Aufträge um jeden Preis achtet. Das ist mit ein Grund, warum die Produktionsleistung im dritten Quartal mit 2,017 Milliarden Euro um 4,7 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres lag. Bei gleichbleibenden Bedingungen geht der Vo rstand davon aus, dass der Konzern nach einem Verlust im Vorjahr heuer ein deutlich positives Ergebnis erzielen wird.

Die Porr ist gerade dabei, nicht betriebsnotwendige Immobilien in Fonds zu packen. Mindestinvestment: Eine Million Euro. Die Aktien und Anleihen des ersten Fonds sollen ab Mitte November in Wien notieren.

Orascom: Tourismus im Fokus

1001 Nacht Die Orascom Development Holding entwickelt, baut und betreibt Touristendestinationen. Dabei entstehen ganze Ortschaften bzw. Städte mit Wohnungen, Villen und Hotels. Das Portfolio umfasst derzeit Destinationen in neun Ländern, darunter Ägypten, Jordanien, Oman). Die Orascom-Aktie notiert an der Börse von Zürich und hat eine Zweitnotierung in Kairo.

Andermatt Im Urserental in den Schweizer Alpen wird das Dorf Andermatt zu einer Ganzjahres-Feriendestination entwickelt. Geplant sind 490 Wohnungen, 20 bis 30 Villen, sechs Hotels, ein Sportzentrum, ein Geschäftszentrum sowie Freizeiteinrichtungen wie etwa ein 18-Loch-Golfplatz. Gesamtfläche des Orascom-Projekts in der Schweiz: 1,5 Millionen.

Alpine: Die spanische Mama hilft

Flaute der Baukonjunktur in Osteuropa, Verzögerungen bei Projekten – das sind einige Zutaten der Misere, in welcher der heimische Baukonzern Alpine mit seinen rund 15.000 Mitarbeitern derzeit steckt. Die Konsequenz sind Abschreibungen und ein erheblicher Verlust im laufenden Geschäftsjahr.

Nach einer ersten Gesprächsrunde mit den kreditgebenden Banken unter der Führung der Erste Bank und der Bank Austria herrscht bei der Alpine nun Zuversicht, dass es trotz aller Finanznöte weitergeht. "Ich bin sicher, dass wir gemeinsam mit unseren Finanzpartnern mit einem realistischen Plan die zukünftige Entwicklung des Konzerns sichern können", teilte Baldomero Falcones, Chef der spanischen Alpine-Mutter FCC, am Donnerstag mit. Die FCC hat ihrer Österreich-Tochter finanzielle und operative Hilfe zugesichert. Die Banken hätten sich ebenfalls bereit erklärt, die Alpine weiter zu unterstützen – wenn die Details des vorgelegten Maßnahmenpakets allen Prüfungen standhalten. Akute Finanznot bestehe keine.

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