Die niedrigsten Zinsen gibt es in Österreich

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Historisch tiefe Zinsen: Sparers Leid, Schuldners Freud’.

Ein Paradies für Kreditnehmer, ein Albtraum für Sparer: Nirgendwo in der Eurozone liegen die Zinsen so tief wie in Österreich. Im Durchschnitt zahlen private Haushalte für Neukredite nur 2,37 Prozent Zinsen, geht aus Statistiken der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) vom Jänner 2015 hervor. Die übrigen Bewohner des Euroraums zahlen rund 0,7 Prozentpunkte mehr – und zwar nicht nur die Südeuropäer: Auch für deutsche Kreditnehmer sind die Konditionen schlechter.

Der Grund für die tiefen Zinsen ist die extrem lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Die Zinsen für Wohnbaudarlehen fielen mit 1,98 Prozent sogar erstmals unter die Zwei-Prozent-Schwelle. Ebenfalls günstiger, aber noch deutlich teurer sind riskantere Konsumkredite (4,72 Prozent).

Der Verdacht läge nahe, dass sich die Banken durch höhere Kredit- und niedrige Sparzinsen ein Körberlgeld verschaffen. Dem widerspricht allerdings OeNB-Statistik-Chef Johannes Turner: "Die Nettozinsspanne der Banken in Österreich ist eine der geringsten im Euroraum." Das heißt: Der Spielraum für Gewinne ist hierzulande kleiner.

Im Euroraum insgesamt schrumpft die Kreditvergabe immer noch – wenn auch weniger stark. In Österreich waren die Zahlen immer positiv. Im Jänner 2015 legten die Darlehen für Unternehmen und Haushalte im Jahresabstand um 1,5 Prozent zu. Auf privater Seite ist der Zuwachs ausschließlich den Wohnbaukrediten zuzuschreiben.

Besser täglich fällig

Private Sparer haben es offenbar aufgegeben, mit den Banken bessere Konditionen auszuverhandeln. Während andere Anleger im Euroraum höhere Zinsen erwarten können, wenn sie ihr Geld dauerhaft liegen lassen, bringt das in Österreich wenig: Die Differenz zwischen täglich fälligem Geld (0,30 Prozent) und Einlagen, die bis zu einem Jahr gebunden werden (0,43 Prozent), ist marginal. Das erklärt, warum sie ihr Geld lieber jederzeit abhebbar haben. OeNB-Statistiker Turner sieht das auch als ein Zeichen der Verunsicherung: "Die Flexibilität ist den Sparern lieber als der geringe Zinsvorteil einer Bindung." Nur bei Bauspareinlagen, die zumindest in den Einstiegsjahren günstige Konditionen bieten, gab es ein Plus von 1,5 Prozent.

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