Die großen Fragen zum Klimaschutz

Gefährdet Europa mit den CO2-Zielen seine Industrie oder verhindert es spätere Großschäden?

Europa ist dabei, seiner stagnierenden Wirtschaft neue Fesseln anzulegen, wettern die einen gegen die von der EU geplanten neuen Reduktionsziele für die Emission des Klima-schädigenden CO2. Europa kann mit seinem frühzeitigen Verringern des CO2-Ausstoßes spätere Großschäden verhindern, sagen die anderen. Am 23. und 24. Oktober jedenfalls will die EU neue Klimaziele für 2030 beschließen: Um 40 Prozent tiefer als 1990 soll der EU-weite CO2-Ausstoß dann sein. Der KURIER hat zusammen mit Experten des Klimafonds die wichtigsten Fragen zum Klimaschutz abgeklopft.

Europas Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen beträgt nur zehn Prozent. Was bringt es da, wenn Europa den Ausstoß von Treibhausgasen reduziert?

Es ist richtig, dass die CO2-Emissionen der USA jene Europas bei Weitem übersteigen und China gerade dabei ist, Europa bei den Emissionen zu überholen. Klimaexperten betonen aber zwei Fakten: Erstens könne CO2 Hunderte Jahre in der Atmosphäre verweilen. Daher müssten die Gesamtemissionen über Jahrzehnte berücksichtigt werden. Und da habe Europa eine Menge an CO2 angehäuft. Und zweitens würden sich China oder Indien an den Klimaschutz-Vorgaben Europas orientieren.

Sind die Sorgen über den Klimawandel nicht übertrieben?

Die jüngsten Berichte von Klimaforschern sind alarmierend. 240 heimische Experten warnen im Sachstandsbericht Klimawandel vor drastisch zunehmenden Klimaschäden. Von 2001 bis 2013 haben sich die Folgekosten von Klimakapriolen auf 706 Millionen Euro versiebenfacht. Der UNO-Klimaschutzbericht warnt weltweit vor dramatischen Auswirkungen: Dürren, Hungersnöte, Überschwemmungen.

Schaden die EU-Klimaziele und die geförderten Ökoenergien der Industrie?

Europas energieintensive Industrie leidet unter zu hohen Energiekosten, die unter anderem durch die Subventionen für erneuerbare Energien hochgetrieben werden. "Darüber kann man reden", sagt Klimafonds-Chef Ingmar Höbarth. Für den Großteil der Industrie aber sei die Energie ein sehr kleiner Anteil an den Kosten. Der Ausbau der Erneuerbaren aber biete für die Industrie ein breites Feld für Innovationen. Laut Studie der Eco Austria ist keine Abwanderung von Industrie wegen der Energiepreise zu registrieren.

Kann sich Europa den Klimaschutz leisten?

Klimaschutz und Ökoenergien kosten Geld: 30 Milliarden Euro schätzt eine Studie von Enerdata in Summe bis 2030 für Europa, 570 Millionen Euro für Österreich. Europa würde sich aber 72 Milliarden Euro, Österreich 1,7 Milliarden Euro an Ausgaben für Öl und Gas ersparen.

Sollte Europa wie die USA auf Schiefergas setzen?

Die USA haben mit Schiefergas ihre Energiekosten und den CO2-Ausstoß gesenkt. Europa hat die Förderung von Schiefergas nicht einmal begonnen. Experten bezweifeln aber, dass der Schiefergas-Boom in den USA lange anhält. In Europa liegen die Schiefergas-Reserven in großen Tiefen, die Produktion wäre daher teuer. Nachhaltig helfe Schiefergas der Klimabilanz nicht, meinen Experten.

Belastet der Ausbau der Ökoenergie die privaten Haushalte?

Die Deutschen zahlen jährlich schon 24 Milliarden Euro für Strom aus Wind und Sonne, die Österreicher rund 500 Millionen Euro. Vergessen werden dabei die Kosten für fossile Energie. Von 2003 bis 2012 haben sich in Österreich die Kosten für den Import von Öl, Gas, Kohle bei gleichbleibender Menge auf 13 Milliarden Euro verdoppelt.

Löst die teure Ökoenergie Energiearmut aus?

Strom macht meist nur zwei bis drei Prozent des Haushaltseinkommens aus. Für Arme gibt es Befreiungen von der Ökoenergiepauschale. Viel mehr zur Armut tragen Ölheizungen bei. Auch Autofahren hat sich mehr verteuert als Strom.

Kommentare