Die feinen Teilzeitjobs sind Männerdomäne

Rauchergesetz und Rettungsgasse: Beides Mist!
Immer mehr Menschen sind "atypisch beschäftigt" – offiziell vor allem Frauen.

Jede zweite berufstätige Österreicherin arbeitet Teilzeit. Bedenklich, rufen die einen. Weil sie meinen, dass immer mehr Menschen in prekäre Jobs gezwungen werden. Gut so, sagen die anderen: Weil insgesamt mehr Frauen berufstätig sind als früher, und man Arbeit und Kind leichter unter einen Hut kriegt.

Doch niemand stellt die entscheidende Frage: Haben Arbeitnehmerinnen die richtigen Teilzeitjobs? Die tollen sind nämlich fest in Männerhand. Oder kennen Sie viele Frauen, die als Banken-Aufsichtsrat, Zweiter Landtagspräsident, als einer von vier Vorständen in einem mittelgroßen, am besten staatlichen Unternehmen oder als Funktionär im Olympischen Komitee arbeiten? So ein Arbeitsplatz lässt sich meist bequem mit weiteren Aufsichtsratsposten und Männerclub-Aktivitäten, Arbeit am Golf-Handicap (oder, pst, nicht weitersagen: Familienarbeit) kombinieren. Er bringt Prestige, Dienstwagen, Geld. Und das Beste daran: Niemand würde abschätzig von "atypischer Beschäftigung" sprechen.

Die nun in die Pleite geschlitterte Drogeriekette Schlecker war hingegen das abschreckende Beispiel: Ausschließlich Frauen arbeiteten unter schlechten Bedingungen, mies bezahlt, oft unter ihrer Qualifikation.

Teilzeitarbeit ist nicht per se ein Problem, das starre "Ganz-oder-gar-nicht-Modell" löst sich in der Arbeitswelt gerade auf. Das bedeutet in Zukunft deutlich weniger soziale Sicherheit für den Einzelnen, aber hoffentlich auch mehr individuelle Möglichkeiten, Lebenszeit zu planen. Damit könnten sich auch Männer besser um ihre Kinder kümmern. Solange aber die offiziellen Teilzeitjobs Frauendomäne sind und die inoffiziellen Männersache, wird der Geruch minderwertiger Arbeit, von der man nicht leben kann, daran picken bleiben.

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