Die Bawag zieht es aufs Land hinaus
Für Wolfgang Klein war es vergangene Woche der erste Weltspartag in seiner Funktion als Vorstand der Bawag/PSK für Privat- und Firmenkunden. "Ich komme aus Deutschland, da hat er nicht diese Bedeutung." Der frühere Chef der Deutschen Postbank wechselte im Vorjahr nach Wien. Kontaktpflege sei auch im restlichen Jahr angesagt, insbesondere in unruhigen Zeiten wie diesen.
"Wir spüren einen erhöhten Beratungsbedarf", sagt Klein. Die Gespräche würden länger dauern und die Kunden die Produkte genauer prüfen, bevor sie sie kaufen. "Es wird sehr kurzfristig veranlagt nach dem Motto ,Wer weiß, was kommt'." Derzeit stünde klar die Vermeidung von Risiko im Vordergrund und weniger das Thema Rendite. Vor dem Hintergrund einer relativ hohen Inflation und eines niedrigen Zinsniveaus könnte sich das Verhältnis wieder normalisieren. "Das ist ein Ying-und-Yang-Spiel seit gefühlten 5000 Jahren."
Derzeit seien inflationsgeschützte Produkte gefragt, Klein rät zudem zur Altersvorsorge und zu Sparbüchern mit fixer und variabler Verzinsung. "Aktien empfehle ich nicht, außer es handelt sich um einen erfahrenen Anleger."
Dass es wegen der künftig höheren Eigenkapitalanforderungen zu einer Kreditklemme kommen könnte, glaubt Klein nicht. "Weder die Banken noch die Politik können es sich erlauben, die Konjunktur abzuwürgen." Darüber hinaus habe die Bawag Verpflichtungen zur Kreditvergabe aufgrund des erhaltenen Staatskapitals. "Unser Kredit-Portfolio ist knochengesund, es ist keine erhöhte Risikovorsorge nötig - weder für Privat- noch für Geschäftskunden in meinem Bereich", sagt Klein.
Auch beim heiklen Thema Fremdwährungskredite setzt die Bawag laut Klein auf Beratung statt auf "eine Empfehlung in eine bestimmte Richtung" - wie etwa eine Konvertierung zum Euro. Denn viele Kredite würden noch sehr lange laufen.
"Eine Prognose für den Frankenkurs bis zur Fälligkeit abzugeben fällt uns selbst schwer", so Klein. Lücken bei den Tilgungsträgern würde man zum Beispiel durch Bausparer versuchen zu schließen.
Offensive
Die Filialoffensive geht indes weiter. 230 seien schon umgestellt, 326 gemeinsame Standorte mit der Post würden es bis Jahresende sein. Bis Ende nächsten Jahres sollte die endgültige Zahl von 500 erreicht sein. Klein: "Qualität geht vor Schnelligkeit." 100 Millionen Euro werden dafür investiert. Darüber hinaus will die Bawag ab nächstem Jahr auch bei Postpartnern vertreten sein. "Die Zahl ist noch offen, wir sind noch in Gesprächen, darunter mit einer großen Filialkette." Die Präsenz der Bawag im ländlichen Raum soll so ausgebaut werden.
Verkauft werden sollen dort Kontoboxen (mit der ein Konto eröffnet werden kann, Anm.) und einfache Sparprodukte. "Die Produkte sind selbsterklärend", sagt der Bawag-Vorstand. "Wir werden dort natürlich keine Wertpapierberatung machen." Wer weitere Infos benötige, könne sich an eine Filiale wenden. "Wir lassen niemanden im Regen stehen." Auch nicht an Samstagen. "Worüber andere reden, haben wir an 100 frequenzstarken Post-Standorten schon umgesetzt." Ein weiterer Ausbau sei vorstellbar.
Imagemäßig sieht Klein noch Nachholbedarf. Neben einer TV-Kampagne soll noch heuer eine Applikation für Mobile Banking über Handys für frischen Wind sorgen. Nicht zuletzt will Klein die Mehrsprachigkeit der Mitarbeiter in den Filialen besser hervorheben.
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