Die AUA und der rot-schwarze Parteienproporz
Die Geschichte der AUA ist typisch für die österreichische Parteipolitik. Proporz und Hader zwischen ÖVP und SPÖ begleiteten und verzögerten den Gründungsakt der nationalen Airline am 30. September 1957 im Sitzungssaal der CA.
Der ehemalige AUA-Marketingchef Peter Baumgartner beginnt in der jetzt im Residenz-Verlag erschienenen Zeitreise "Ein Lächeln fliegt um die Welt" in den 50er-Jahren.Der Staatsvertrag sicherte Österreich ab 1955 die Lufthoheit und sowohl die rote als auch die schwarze Reichshälfte begannen sofort, an der Entstehung einer Airline zu arbeiten. Die Sozialisten wollten unter Verkehrsminister Waldbrunner eine Fluglinie im Staatsbesitz und gründeten die "Air Austria", Kooperationspartner war die SAS. Die ÖVP dagegen setzte auf einen Carrier mit privaten Aktionären, die "Austrian Airways". Als Aktionäre traten etliche heimische Unternehmen auf. Einer der Proponenten war der damalige Industriellen-Präsident Hans Lauda, Großvater von Niki Lauda.
Schwarz-rotes-Luftverkehrsabkommen
Erst 1957 einigten sich Rot und Schwarz auf die Vereinigung beider Fluggesellschaften zur AUA unter dem Firmennamen "Österreichische Luftverkehrs A.G.". Die beiden Regierungsparteien, die "Österreichische Volkspartei" unter Bundeskanzler Julius Raab und die "Sozialistische Partei Österreichs", vertreten durch Minister Waldbrunner, schlossen ein Luftverkehrsabkommen. Aktionäre der neu gegründeten AUA waren die Proponenten der beiden Vorgänger-Airlines und die SAS. Zwar konnten nur die wenigen Reichen und Privilegierte fliegen, aber schon damals interessierte sich die Bevölkerung sehr für die Luftfahrt. Und die Medien titelten: "Jetzt fliegt sie endlich, Gott sei Dank". Der Erstflug startete am 31. März 1958 mit einer Vickers Viscount von Wien nach London.
Bundeskanzler Raab war übrigens nicht so angetan von der Gründung einer nationalen Fluglinie. Er wird zitiert: "Ich halt' von der ganzen Fliegerei überhaupt nichts. Das kostet viel mehr als wir uns leisten können. Es wäre viel gescheiter, Flugplätze zu bauen und die anderen, die herfliegen, ihr Geld verlieren zu lassen". Raab war vor seiner Polit-Karriere Bauunternehmer.
"Böse Mitgift" nennt Autor Baumgartner den extremen Einfluss der Parteien, der erst mit der Übernahme durch die Lufthansa endete. Der Pleitegeier flog schon bei der Gründung der AUA mit. Neun Monate nach dem Erstflug war ein Verlust von mehr als 60 Millionen Schilling angefallen, das Kapital aufgebraucht und der Staat musste finanziell einspringen. Das sollte in der Folge noch oft der Fall sein. 2008 war die AUA wieder einmal pleite. Die Politik hatte einen früheren Verkauf der Airline verhindert, die AUA sollte österreichisch bleiben. 2009 wurde der nationale Carrier an die Lufthansa verschenkt, die als Mitgift noch 500 Millionen Euro bekam.
Die ersten Flugbegleiterinnen wurden übrigens "Hostessen" genannt. Sie mussten kinderlos sein, durften höchstens 63 Kilo wiegen und mit 35 Jahren wurden sie für zu alt befunden - heute undenkbar. Die Ausbildung war eher rau. Sie sollten mit einem Kugelschreiber einen Luftröhrenschnitt setzen können und Passagieren bei epileptischen Anfällen die Zunge mit Hilfe einer Sicherheitsnadel fixieren.
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