Die Angst der Landwirte vorm Fleischersatz aus dem Labor

Die Angst der Landwirte vorm Fleischersatz aus dem Labor
Bauern stehen den Fleischimitaten skeptisch gegenüber. Die Befürworter sehen aber gleich mehrere Vorteile.

In der Schweiz wurde diesen Sommer der erste Antrag auf Zulassung von künstlich erzeugten Fleischimitaten gestellt. Das Verfahren läuft noch. Es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis Laborfleisch in der Schweiz und später auch in der EU in den Handel kommt. Auch wenn es derzeit dazu noch kein Zulassungsverfahren in der EU gibt.

Laborfleisch wäre eine Konkurrenz für die heimische Fleischproduktion. Jährlich werden in Österreich 641.000 Rinder geschlachtet. Die Hälfte der landwirtschaftlichen Flächen ist Grünland. Ein großer Teil des Getreides wird als Tierfutter verwendet.

Kein Wunder, dass die Bauern den Fleischimitaten skeptisch gegenüberstehen.

„Es gibt noch keine Abschätzung der Auswirkungen auf Umwelt, Klima und die Landwirtschaft“, lautet die Kritik von Bauernbundpräsident Georg Strasser. Hochverarbeitete Lebensmittel seien nicht gesund. Außerdem bestehe die Gefahr, dass die Produktion von wenigen Großkonzernen übernommen wird. Er verweist auf eine Umfrage nach der zwei Drittel der Österreicher Fleischimitate ablehnen.

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Ernährungssicherheit

Die Befürworter des Fleischersatzes aus dem Labor sehen mehrere Vorteile: weniger CO2-Ausstoß und weniger Tierleid. Außerdem könne Fleischersatz aus dem Labor zur weltweiten Ernährungssicherheit beitragen.

Der Obmann des Vereins „Wirtschaften am Land“, Josef Plank, hat da Zweifel. Für die Produktion von Fleischimitaten müssten immer noch Tiere getötet werden. Der Energieverbrauch sei deutlich höher als bei der konventionellen Produktion.

Dazu die deutsche Verbraucherzentrale: „Ob die Herstellung von Laborfleisch umweltfreundlicher ist, kann in diesem frühen Stadium noch nicht eindeutig belegt werden. Sie könnte Ressourcen wie Landfläche einsparen, benötigt jedoch zurzeit mehr Energie.“

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Deklarationspflicht bei Zulassung

Strasser verlangt für den Fall, das es zu einer Zulassung in der EU kommt, eine umfassende Deklarationspflicht. Die italienische Regierung hat zwar die Produktion von Fleischimitaten verboten, aber für die Lebensmittelzulassung ist die EU zuständig.

Hannes Royer vom Verein „Land schafft Leben“ sieht die Verantwortung für die Fleischproduktion beim Konsumenten: „Wir unterhalten uns nur darüber, wie die Fleischproduktion idealerweise aussehen sollte, ändern unseren Konsum aber nicht. Mit unserem Kaufverhalten fördern wir häufig genau jene Produktionsbedingungen, die wir ablehnen.“

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