Deutschland: Im Winter könnte Strom fehlen

Deutschland: Im Winter könnte Strom fehlen
Die deutsche Regierung möchte im Notfall Gas- und Kohlekraftwerke per Gesetz zur Stromproduktion zwingen können.

Nach der Atomkatastrophe von Fukushima fasste die deutsche Regierung eilig den Beschluss, acht der 17 Atomkraftwerke vom Netz zu nehmen und über die nächsten Jahre rasch aus der Kernkraft auszusteigen. Bis ins Jahr 2022 soll die Energiewende vollzogen sein und kein Strom mehr aus Atommeilern kommen.

Im vergangenen Winter führte dies in Deutschland zu Versorgungslücken – Österreich half im Dezember und Februar mit Importstrom das deutsche Stromnetz zu stabilisieren (siehe Hintergrund). Aus Sorge vor erneuten Engpässen im diesjährigen Winter – die Rede ist von mehreren hundert Megawatt - will die deutsche Regierung die Energiekonzerne notfalls per Gesetz zwingen, unrentable Altkraftwerke vorerst weiter am Netz zu lassen. "Die Versorgungssicherheit hat absolute Priorität", hieß es aus dem Wirtschaftsministerium.

Die Befürchtung dahinter: Bis zum Winter könnten mehr konventionelle Energiebetreiber als angenommen ihre Anlagen vom Netz nehmen. Hohe Solar- und Windstromproduktion senken seit Monaten die Einkaufspreise für Strom. Für die Betreiber konventioneller Anlagen fällt somit weniger Ertrag ab, der Betrieb wird unrentabel. Erst am Freitag konnten Deutschlands Wind- und Solaranlagen so viel Strom wie nie zuvor produzieren. Zwischen 13 und 14 Uhr wurde einen 31.500 Megawatt ins deutsche Stromnetz eingespeist, teilte das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) aus Münster mit. "Das ist ein neuer Rekord in Deutschland." Nach den Daten der Leipziger Strombörse sei der Anteil von Wind und Solar auf bis zu 45 Prozent an der gesamten Kraftwerksleistung geklettert.

Im Winter allerdings bleiben diese Stromspitzen aus Wind- und Solarkraft aus, zudem wird mehr Energie verbraucht. Darum sollten die Stromfabriken nach Ansicht der Bundesregierung in Reserve gehalten werden. Und auch Strom aus Österreich wird in der deutschen Energiewende künftig eine Rolle spielen: Michael Fuchs von Tennet, dem größten der vier deutschen Netzbetreiber ging Anfang September davon aus, dass Deutschland noch "für die nächsten 50 Jahre" auf Stromlieferungen aus Österreich angewiesen sein wird.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund

Kommentare