Ifo-Index fällt erneut: "Gute Laune adé"

Ifo-Index fällt erneut: "Gute Laune adé"
Der Ifo-Geschäftsklimaindex fällt den vierten Monat in Folge. Der Ausblick macht wenig Hoffnung.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im August den vierten Monat in Folge eingetrübt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel von 108,0 auf 106,3 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag zu seiner Umfrage unter 7.000 Managern mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich einen Rückgang auf 107,0 Zähler erwartet.

"Die deutsche Wirtschaft verliert weiter an Kraft", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Die Führungskräfte schätzten sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate schlechter ein als zuletzt. Angesichts der Verunsicherung durch die Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten war die deutsche Wirtschaft im Frühjahr überraschend um 0,2 Prozent geschrumpft. Mit dem erneuten Rückgang des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers schwinden die Chancen auf ein starkes Comeback in der zweiten Jahreshälfte.

Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich einen Rückgang auf 107,0 Zähler erwartet.

"Gute Laune adé"

"Man kann jetzt endgültig sagen 'gute Laune adé'. Wir werden jetzt keinen Konjunktureinbruch sehen, aber eine Anpassung an bestehende Wachstumsrealitäten", so Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe. "Denn wir werden dauerhaft geopolitische Belastungen haben, und auch die europäischen Handelspartner erholen sich aus Sicht der Unternehmen nicht so gut wie erhofft."

"Deutsche Wirtschaft hat ihren Zenit überschritten"

"Mit dem deutlichen Rückgang gibt es keinen Zweifel mehr: Die deutsche Wirtschaft hat vorerst ihren Zenit überschritten. Die geopolitischen Risiken verunsichern das deutsche Unternehmerlager", meint Thomas Gitzel von der VP Bank. "Doch auch ohne die Konfliktherde wäre für die deutsche Wirtschaft nicht mehr Wachstum möglich gewesen. Dazu ist das weltwirtschaftliche Umfeld zu schwach."

"Anfällig für Störungen"

"Die deutsche Wirtschaft bleibt anfällig für Störungen von außen", analysiert Holger Sandte von Nordea die Lage. "Speziell auf der Industrie lasten die anhaltende Schwäche im Euroraum und die Unsicherheit infolge der geopolitischen Spannungen. Die Wachstumsprognose der Bundesregierung von 1,8 Prozent für dieses Jahr ist zu hoch, denn viel Schwung ist für das zweite Halbjahr nicht zu erwarten."

Das Münchner Ifo Institut erstellt jeden Monat den Geschäftsklimaindex. Das Zahlenwerk gilt als wichtiges Stimmungsbarometer für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft.

Lange bevor sich das Auf und Ab in amtlichen Zahlen niederschlägt, bilden die seit Jahrzehnten erhobenen Daten recht zuverlässig die Lage ab. Dafür befragen die Wirtschaftsforscher einmal pro Monat rund 7000 Firmen - von kleinen Geschäften bis hin zu großen Konzernen mit tausenden Beschäftigten. Rund ein Dutzend Fragen werden zur Einschätzung der aktuellen Lage und zu den Erwartungen für die nächsten sechs Monate gestellt. Aus den Antworten werden die drei Indizes zum Geschäftsklima, zur Lage und zu den Erwartungen erstellt.

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