Hochrisikogebiet Österreich: "Das ist ein Armutszeugnis für die EU"

Skiers sit in a chair lift at Mount Titlis skiing area near Engelberg
Tourimusobmann Robert Seeber ist der Meinung, dass Deutschland selbst nicht so gut da steht, wie es ausschaut.

„Kommt wieder eine Reisewarnung aus Deutschland, dann gute Nacht“, hat WKO-Tourismusobmann Robert Seeber am Donnerstagabend bei einer Pressekonferenz gesagt. Keine 24 Stunden später war es quasi soweit.

Das deutsche Robert Koch Institut (RKI) stuft Österreich wegen hoher Infektionszahlen erneut als Hochrisikogebiet ein. „Das ist ein Armutszeugnis für die Europäische Union“, sagt Seeber in einer ersten Stellungnahme zum KURIER. Die Reisewarnungen quer über den Kontinent müssten aus seiner Sicht längst der Vergangenheit angehören. Mit Blick auf Deutschland verweist er darauf, „dass wir zehn Mal so viel testen wie Deutschland. Sprich, die Deutschen stehen gar nicht so gut da, wie es ausschaut“, findet Seeber.

Für Hoteliers und Wirte sei die Einschätzung des RKI ein Schlag ins Gesicht. „Das bremst jetzt wieder die Buchungen.“ Er hoffe, dass der Peak im Infektionsgeschehen binnen zwei Wochen erreicht ist und dann das RKI Österreich wieder von seiner Roten Liste nimmt.

Petra Nocker-Schwarzenbacher, Hotelbesitzern in St. Johann im Pongau, bezeichnet die Einstufung des RKI als „Katastrophe“, die angesichts der Infektionslage allerdings zu erwarten war.  Für deutsche Familien mit ungeimpften Kindern werde der Österreich-Urlaub so erneut uninteressant. Schließlich würde das bedeuten, dass die Kinder nach der Rückkehr fünf Tage in Quarantäne müssen – und damit eine Aufsichtsperson daheim bleiben muss.

Von wegen Sicherheit

Die Österreicher sollten aber nicht nur über das RKI schimpfen, sondern sich auch selbst bei der Nase nehmen, findet   Nocker-Schwarzenbacher. Auf den Skihütten würden viele mit der Maske unterhalb des Kinns durch den Schnee stapfen. Ein Bild, das bei Gästen gar nicht gut ankommt, wisse sie aus Rückmeldungen im eigenen Hotel. „Das bleibt dann im Kopf hängen und wird zuhause weitererzählt.“ Sie rechnet in ihrem Hotel heuer im Jänner übrigens mit einer Auslastung von 30 Prozent. „Das kein Jännerloch, das ist ein Krater“, so die ehemalige Tourismusobfrau in der WKO.

Die Hoffnung liegt einmal mehr auf dem Inlandsgast. Laut einer Umfrage des Market-Instituts wollen tatsächlich 39 Prozent der befragten Österreicher über 16 Jahren diesen Winter einen Urlaub machen. „Das ist der bis dato höchste Wert“, sagt Studienautor David Pfarrhofer und verweist auf Nachzieheffekte.

Im Urlaubsverhalten gibt es allerdings – wenig überraschend – Änderungen. Gebucht wird noch kurzfristiger und unkomplizierte Stornobedingungen stehen in der Prioritätenliste ganz oben. Dagegen sei die Einhaltung von Abständen und das Tragen von Masken – beides vor zwei Jahren für viele noch undenkbar – mittlerweile gelernt. In der Umfrage bestätigen 87 Prozent der Hoteliers, dass Gäste bereit sind, Einschränkungen und Regeln zu akzeptieren.

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