Neben einer erstklassigen wissenschaftlichen Karriere bringt Feld (54), Professor für Wirtschaftspolitik an der Uni Freiburg und Leiter des dortigen Eucken-Instituts, einige Erfahrung im Umgang mit der Politik mit. Was als möglicher IHS-Chef, der ja auch die Wirtschafts- und Fiskalpolitik der Regierung begutachten soll, durchaus von Vorteil ist.
Feld saß zehn Jahre lang in Deutschland im „Rat der Wirtschaftsweisen“ und war bis Februar 2021 dessen Vorsitzender. Eine neuerliche Berufung scheiterte am Widerstand von SPD-Finanzminister und Kanzlerkandidat Olaf Scholz.
Als Experte für Staatsfinanzen warnt Feld vor überbordenden Staatsschulden und gilt als Verfechter der Schuldenbremse. Steuererhöhungen bezeichnet er als Gift für den Aufschwung nach Corona. Feld sitzt auch dem wissenschaftlichen Beirat des Wirtschaftsrats der CDU vor. Als Beiratspräsident des wirtschaftsliberalen Instituts Agenda Austria ist ihm auch die österreichische Politik nicht ganz fremd.
Wolff dürfte, wird kolportiert, der Kandidat von IHS-Präsident Franz Fischler sein und auch im Institut favorisiert werden. Der ehemalige EU-Kommissar Fischler, auf kritischer Distanz zur ÖVP, führt im IHS derzeit interimistisch die Geschäfte. Er scheiterte allerdings schon mit seinem Vorschlag einer interimistischen IHS-Leitung.
Wolff begann seine Karriere in der EU-Kommission und ist Direktor des Bruegel-Instituts in Brüssel. Seine Themen sind Wirtschaftspolitik, Fiskal- und Steuerpolitik sowie der Klimawandel. Er gilt als streitbarer Ökonom, der bei Krisen international gerne gefragt wird. Unter ihm stieg Bruegel zu den international meist-zitierten Denkfabriken auf, Wolff selbst publiziert weltweit eifrig in zahlreichen Medien. Seit heuer berät Wolff auch die G-20 in Sachen Corona-Prävention.
Als Wunschkandidat in Wirtschaftskreisen galt auch der international renommierte Ernst Fehr, gebürtiger Vorarlberger und seit Jahren immer wieder für den Ökonomie-Nobelpreis gehandelt. Der Professor an der Universität Zürich ist ein Vorreiter der Verhaltensökonomie, er bewies, dass Anreize zu Fairness besser funktionieren als Vorschriften. Ein Gebiet, auf das auch der frühere IHS-Leiter Kocher spezialisiert ist. Fehr allerdings hat sich nicht beworben, er wurde in Zürich kürzlich um zwei Jahre verlängert und ist mittlerweile auch Schweizer Staatsbürger.
Die Wirtschaftsforschung ist nach wie vor stark männerlastig, unter den Bewerbern ist nur eine Frau. Die einzige Institutschefin in Österreich, Monika Köppl-Turyna von Eco Austria, ebenfalls als Kandidatin gehandelt, hat sich nicht beworben, wie man hört.
Das IHS-Kuratorium ist zwar teils ein Old-Boys-Verein (Caspar Einem, SPÖ, Heinrich Neisser, ÖVP), dafür bestimmen Frauen das Auswahlprozedere maßgeblich mit. Nach den Hearings wird eine siebenköpfige Jury einen Dreier-Vorschlag erstellen. In das Gremium wurden drei externe Wissenschafterinnen bestellt. Sind sie sich einig, würden sich Fischler und sein Vize Einem der Stimme enthalten und der Vorschlag des Frauenteams wäre durch. Anschließend entscheidet aber noch das gesamte Kuratorium mit einfacher Mehrheit.
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