Mitarbeiter der Deutschen Bahn kündigen Ablehnung neuer Spitze an

Die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn will den geplanten Personalwechseln an der Spitze des Konzerns und bei der Infrastrukturtochter DB InfraGo nicht zustimmen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur (dpa) aus Bahnkreisen.
Über die genauen Gründe für die Ablehnung wurde zunächst nichts bekannt. Der deutsche Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) hatte zuvor angekündigt, dass die bisherige Bahn-Vorständin für den Regionalverkehr, die Südtirolerin Evelyn Palla, künftig den Gesamtkonzern führen soll.
Bei der DB InfraGo soll Dirk Rompf den bisherigen Chef Philipp Nagl ersetzen. Rompf war einst Vorstand der InfraGo-Vorgängergesellschaft DB Netz und zuletzt Geschäftsführer beim Beratungsunternehmen Ifok. Wie Palla war Nagl bei den ÖBB beschäftigt und enger Mitarbeiter des damaligen ÖBB-Chefs Christian Kern.
Zuständig für die Bestellung des neuen Spitzenpersonals ist der DB-Aufsichtsrat, der am Dienstag und Mittwoch tagen soll.
Schwarze Zahlen
Vor der 51-jährigen Palla liegt eine Herkulesaufgabe. Denn Minister Schnieder hatte die Lage der Bahn im August als katastrophal bezeichnet: „Die Bahn muss pünktlich, sicher und sauber sein, der Konzern muss schneller, schlanker, schlagkräftiger und auch wirtschaftlicher werden.“ Der Minister würdigte Palla als beste Kandidatin, die zudem die Bahn von innen und außen gut kenne. Palla arbeitete für Infineon sowie E.ON und wechselte 2011 zu den Österreichischen Bundesbahnen nach Wien. Dort war sie ab 2015 als Vorstand der ÖBB Personenverkehr AG für den Regionalverkehr zuständig. Im Februar 2019 kam sie zur Deutschen Bahn und trat ihre neue Funktion als Finanzvorstand der DB Fernverkehr AG an. Im Juli 2022 wurde sie Vorstand für Regionalverkehr der Bahn und damit Chefin von DB Regio. Die DB Regio hat im ersten Halbjahr 2025 einen operativen Gewinn in Höhe von 103 Millionen Euro geschrieben.
Nicht einmal 60 Prozent der Züge im Fernverkehr pünktlich
Die Deutsche Bahn wird jahrelang nicht so pünktlich sein wie viele Wettbewerber im Ausland. Im Fernverkehr werde bis 2029 eine Pünktlichkeitsquote von mindestens 70 Prozent angestrebt, sagte Schnieder. Er sprach von einem realistischen Ziel. Mittelfristig sollten es dann 80 Prozent sein, langfristig 90 Prozent. „Das ist ein ganz, ganz weiter Weg“, räumte der CDU-Politiker ein. Damit wäre die Deutsche Bahn dann auf Augenhöhe etwa mit dem Zugverkehr in Österreich oder den Niederlanden. Im Nahverkehr soll die Pünktlichkeit dauerhaft bei 90 Prozent liegen. Aktuell sind nicht einmal 60 Prozent der Züge im Fernverkehr pünktlich, im Nahverkehr sind es rund 90 Prozent.
Die Sanierungsmaßnahmen
Bis Ende 2026 soll ein Plan der Infrastruktur-Tochter DB InfraGO vorliegen, wie das Netz insgesamt digitalisiert werden kann. Die DB-Sparten Fernverkehr und Regionalverkehr sollen spätestens Ende 2028 dauerhaft profitabel sein, der Güterverkehr bereits ab 2026. „Die Sanierungsmaßnahmen der DB Cargo AG sind fortzusetzen und gegebenenfalls zu intensivieren“, heißt es in der Strategie des Ministers zur Bahn-Reform. Mit Blick auf den gesamten Konzern heißt es, alle Beteiligungen, die nicht zum Kerngeschäft gehörten, sollten gebündelt und dann verkauft werden. Ein Konzept soll der DB-Vorstand 2026 vorlegen. Bahnhöfe sollen sicherer und sauberer werden Für die Kunden will Schnieder Bahnhöfe sicherer und sauberer machen. Ab dem ersten Quartal 2026 soll dafür ein Sofortprogramm greifen.
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