Deutsche Bahn-Baustellen bremsen österreichischen Güterverkehr aus

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„Wir brauchen funktionierende Lieferketten, denn sonst steht unsere Industrie vor größeren Problemen“, sagt Siegfried Menz, Obmann der Sparte Industrie in der WKÖ.

Bis zu 140 österreichische Güterzüge passieren täglich den deutschen Grenzbahnhof Passau, rund 20 Prozent des gesamten österreichischen Schienen-Güterverkehrs bzw. 24 Millionen Tonnen Güter werden über die Drei-Flüsse-Stadt abgewickelt. Doch diese Lieferkette auf dem Weststrecke (Rhein-Donau-Korridor) wird aufgrund der schlechten deutschen Schieneninfrastruktur beeinträchtigt, die im Jahr 2026 erneuert werden soll. Für jeweils fünf Monate werden dann die Abschnitte Nürnberg-Regensburg und Obertraubling-Passau gesperrt. Durch diese Komplett-Sperren müssen die Züge auf nicht so leistungsfähige Strecken umgeleitet werden, 40 Zügen fallen aber täglich aus. 

„Es gibt einen extremhohen Umleitungsbedarf, unzureichende Kapazitäten auf der Ausweichroute und Transport-Zeitverzögerungen wegen längerer Distanzen und höhere Betriebskosten“, sagt Alexander Klacska, Obmann der Bundesparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Österreich.  Angeboten werden Ausweichstrecken über Salzburg und Simbach und zum Teil über Tschechien. 

Wichtigster Hafen ist Hamburg

„Die meisten Züge auf den Rhein-Donau-Korridor gehen in das Ruhrgebiet, nach Hamburg oder Holland. Eine Umleitung über Tschechien würde 500 Kilometer mehr bedeuten. Das mache einen Tag mehr aus“, sagt Andreas Mandl, Vorsitzender der WKÖ-Ausschusses Schienengüterverkehr. „Diese Transporte werden sich auf diese Straße verlagern.“ Damit würden für diese zehn Monate die Straßen auf der Weststrecke mit zusätzlichen 1,16 Millionen Lkw-Fahrten belastet werden.

„Wir brauchen funktionierende Lieferketten, denn sonst steht unsere Industrie vor größeren Problemen“, sagt Siegfried Menz, Obmann der Sparte Industrie in der WKÖ. „Der Export nach Deutschland macht 29 Prozent der Ausfuhren aus.“ Der Hamburger Hafen sei mit Abstand der wichtigste Container-Umschlagplatz für Österreich. 293.000 Container werden pro Jahr über Hamburg geroutet. 98 Prozent der Container von und nach Hamburg werden mit der Bahn transportiert.

Lückenschluss mit Lobau-Tunnel

„Wenn die Bahn zwei Mal fünf Monate steht, fragt man sich, ob die Straße die Kapazität hat, in dieser kurzen Zeit das Loch zu füllen“, sagt Menz. „Wo kommen denn die Lkw her, die diese Waren transportieren sollen.“ Nachsatz: „Wir fordern, dass man die Sperren kürzer macht und im Sommer, und dass man nur ein Gleis sperrt und man eine Spur laufen lässt.“ Was die Industrie brauche, sei ein Maximum an Pünktlichkeit und Verlässlichkeit, Versorgungs- und Planungssicherheit. „73 Prozent der Güter nach und von Deutschland gehen über den Grenzbahnhof Passau“, sagt Klacska. „Wir brauchen dringend eine Kapazitätswidmung für den Güterverkehr. Es kann nicht sein, dass ein Güterzug eineinhalb Stunden steht, weil ein Personenzug drei Minuten Verspätung hat.“ Es müsse ein Anliegen sein, dass der Güterverkehr pünktlicher gemacht wird. Derzeit haben Personenzüge Vorrang. 

Klacska fordert freie Trassen für den Scheinen-Güterverkehr, stärkere Förderung des Kombi-Verkehrs, einen 24-Stunden-7-Tage-Betrieb von Terminals und einen Lückenschluss im übergeordneten Straßennetz. „Ein Lückenschluss bedeutet auch einen Lobautunnel“, sagt Klacska. Es könne nicht sein, dass ein Container zum Beispiel aus Polen durch die Stadt Wien transportiert werden muss. „Auf der europäische Ebene brauchen wir einen verpflichtenden Rahmenplan für die EU-Mitgliedsländer“, sagt der Transportobmann. „Rund um Österreich gibt es keine Pläne. Wir haben transeuropäische Netze, aber lokale Infrastruktur. Das passt nicht zusammen.“

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