Ex-ÖBB-Managerin soll Chefin der Deutschen Bahn werden

Zusammenfassung
Evelyn Palla (Mitte) mit ÖBB-Chef Matthä und Bombarier-Manager Troger (rechts)
Überraschende Personalia an der Spitze der Deutschen Bahn. Die ehemalige Vorständin der ÖBB Personenverkehrs AG, Evelyn Palla, soll neue Vorstandsvorsitzende werden und das Unternehmen wieder nach vorne bringen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Sonntag aus Regierungskreisen. Zuvor hatte die Bild darüber berichtet. Die Personalia soll am Montag, verkündet werden.
Nach dem Vorschlag des deutschen Verkehrsministers Patrick Schnieder (CDU) muss Palla noch vom Aufsichtsrat der Deutschen Bahn berufen werden. Die nächste Sitzung des Aufsichtsrats beginnt am Dienstag.
Palla folgt auf Richard Lutz, der den bundeseigenen Konzern seit Anfang 2017 führt. Mitte August hatte Schnieder mitgeteilt, dass er für die Zukunft einen neuen Bahnchef einsetzen will, der auch die neue Strategie für den Konzern umsetzen soll. Die Strategie soll am Montag vorgestellt werden. Was drinsteht und wie konkret sie bereits ausgearbeitet ist, ist nicht bekannt.
Die gebürtige Südtirolerin Palla, Jahrgang 1973, arbeitet seit 2019 bei der Deutschen Bahn und leitet die Regionaltochter DB Regio. Sie startete ihre berufliche Laufbahn 1997 bei der Infineon Technologies AG. Ab 2003 war sie bei Eon in München, Köln und Mailand tätig. 2011 wechselte sie zu den Österreichischen Bundesbahnen nach Wien. Dort war sie ab 2015 als Vorstand der ÖBB Personenverkehr AG für den Regionalverkehr zuständig. Zudem bekleidete sie ab 2015 das Amt der Aufsichtsratsvorsitzenden der ÖBB Postbus AG.

Evelyn Palla bei ihrer Bestellung zur ÖBB-Personenverkehrs-Vorständin 2015
Bahnchef - einer der schwierigsten Jobs in Deutschland
Palla übernimmt den bundeseigenen Konzern inmitten einer schweren Krise. Im August waren nur knapp 60 Prozent der Fernverkehrszüge pünktlich unterwegs, die Infrastruktur ist marode und gilt als Hauptgrund für die schlechte betriebliche Leistung. Auch die wirtschaftlichen Zahlen sehen seit Jahren nicht gut aus, auch wenn zuletzt eine leichte Verbesserung zu erkennen war.
Die Bahn hat in den vergangenen Jahren mit verschiedenen Plänen versucht, wieder in die Spur zu kommen - große Zuversicht auf zeitnahe Verbesserungen konnte sie aber nicht versprühen.
Pünktlichkeit, Infrastruktur, Wirtschaftlichkeit - Probleme überall
Für mehr Pünktlichkeit soll vor allem die Infrastruktur in einen besseren Zustand gebracht werden. Kurzfristig belastet das hohe Bauvolumen aber die Pünktlichkeit, ein Großteil der Fernverkehrszüge passiert derzeit bei seiner Fahrt durchs Land mindestens eine Baustelle. Besserung soll ein neues Baustellenmanagement bringen, bei dem Baustellen nur noch in bestimmte Zeitfenster eingeplant werden. Die Baustellen sollen sich also am Fahrplan orientieren, nicht andersherum. Im August wurden im Fernverkehr nur knapp 60 Prozent der Halte pünktlich erreicht, das heißt mit maximal 5:59 Minuten Verspätung.
Um den Konzern wirtschaftlicher aufzustellen, sollen zudem Tausende Stellen wegfallen und defizitäre Teile des Konzerns wie etwa DB Cargo auf Profitabilität getrimmt werden. Zuletzt verbesserten sich die Zahlen, am Ende des ersten Halbjahres 2025 stand aber weiterhin ein dickes Minus von 760 Millionen Euro.
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