"Der Staat traut seinen Steuerbeamten nicht"

Die neue Immobiliensteuer in Griechenland wird nicht von den Steuerbeamten sondern von Strombediensteten eingetrieben.

Zusammen mit der Stromrechnung wird den Griechen Ende Oktober die Vorschreibung für die neue, soeben vom Parlament abgesegnete Immobiliensteuer ins Haus flattern. Dass diese nicht von den Steuerbeamten eingetrieben wird, hat gute Gründe: " Der Staat traut den Steuerbeamten nicht zu, dass sie die Abgaben einsammeln. Über die Strombediensteten ist es offenbar ein sicherer Weg, zum Geld zu kommen", schildert Nikolas Ventouris.

Der Ökonom am unabhängigen griechischen Wirtschaftsforschungsinstitut IOBE sieht in den "sehr korrupten" griechischen Steuerbeamten einen der Gründe, warum der Staat bei seinen Steuereinnahmen so sehr nachhinkt. "Sie geben ein sehr schlechtes Beispiel für den öffentlichen Dienst", sagt Ventouris zum KURIER.

Im Streik Die rund 11.500 Steuereintreiber, so der Wirtschaftsexperte, "zählten in Griechenland zu den bestbezahlten Staatsdienern." Nachdem aber auch ihnen die Gehälter gekürzt und die Privilegien gestrichen wurden, sind sie im Streik. Untersuchungen ergaben, dass von 34 großen Finanzämtern ein Drittel im Sommer keine einzige Steuerprüfung durchführte.

Ende Oktober soll das Steuersystem revolutioniert werden. Dann soll Schluss damit sein, dass Steuerflüchtlinge unter dem Tisch das Bargeld "rüberwachsen lassen" - künftig werden Steuerangelegenheiten nur noch elektronisch geregelt. Zur Kasse aber sollen auch jene Ärzte, Anwälte und sonstige Unternehmer gebeten werden, die bisher nur jenes Vermögen versteuerten, das sie offiziell angaben. Jachten, Villen und Swimmingpools blieben bisher so von der Steuer verschont - auf mindestens 60 Milliarden Euro wird das Vermögen geschätzt, das dem Staat entging.

Doch die Einnahmen werden so bald nicht sprudeln. Die griechische Wirtschaft wird heuer um fünf Prozent schrumpfen und auch mit einem effizienteren Steuersystem wird es nach Schätzungen von Ökonom Ventouris "mindestens vier, fünf Jahre dauern, bis es greift."

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