Der Rubel rollt für West-Manager

Nach dem Kauf von Unternehmen im Westen holen sich russische Investoren zunehmend Management-Know-how.

Ex-Siemens-Chef Peter Löscher dürfte schon eine Verwendung für zumindest einen Teil seiner Abfertigung haben, die einschließlich Aktienoptionen bis zu 30 Millionen Euro ausmachen könnte. Er kann sich damit am Imperium seines neuen Arbeitgebers beteiligen: An der in Zürich angesiedelten Renova Management AG des russischen Oligarchen Viktor Vekselberg, der den in Villach geborenen und aufgewachsenen Top-Manager per März an die Spitze seiner Schweizer Beteiligungsholding geholt hat. Löscher soll sich vor allem um die renommierten Schweizer Industrieunternehmen Sulzer und Oerlikon kümmern, die Vekselbergs Renova kontrolliert.

Zur Seite steht ihm ein alter Bekannter aus Deutschland: Der ehemalige Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann zieht ebenfalls ins Renova-Kontrollgremium ein. Ackermann hatte sich im Sommer 2013 als Vizepräsident des Siemens-Aufsichtsrats gegen die vorzeitige Abberufung Löschers quergelegt und trat daraufhin aus dem Kontrollgremium aus.

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Mit dem Engagement von Löscher und Ackermann startet Vekselberg, der mit einem geschätzten Vermögen von rund 15 Milliarden Dollar einer der reichsten Russen ist, einen größeren Umbau seiner Beteiligungsholding. Die renommierten Manager aus dem Westen sollen für Transparenz sorgen und die Gruppe für weiteres Wachstum ausrichten. Dafür will sich der Oligarch, der mit Beteiligungen an Aluminium- und Ölunternehmen im Zuge der Privatisierung in Russland Ende der 1990er-Jahre reich wurde, nicht nur westliches Management-Know-how holen, sondern offenbar vor allem das Image aufpolieren. Denn trotz der Milliarden-Investitionen in der Schweiz – seit 2013 ist der Oligarch auch Mehrheitseigentümer des traditionsreichen Stahlherstellers Schmolz+Bickenbach – hat Vekselberg bei der Wirtschaftselite seiner Wahlheimat Akzeptanz-Probleme. Der Schweizer Wirtschaftsdachverband Economiesuisse etwa lehnte im Vorjahr den Beitrittsantrag der Renova ab.

Hire und Fire

Tipps, wie man mit russischen Oligarchen umgeht – denen der Ruf vorauseilt, dass sie zwar sehr gut zahlen, aber auch schnell feuern, wenn sie ihre Vorstellungen nicht erfüllt sehen – kann sich Löscher von prominenten österreichischen Managerkollegen holen. Etwa vom ehemaligen Telekom-Austria-Chef Boris Nemsic, der im Frühjahr 2009 von der Spitze der TA überraschend an die Spitze des russischen Mobilfunkriesen VimpelCom nach Moskau wechselte. VimpelCom gehört zur Alfa Group des Milliardärs Michail Fridman, der wie Vekselberg aber auch in der Aluminiumindustrie tätig ist.

Nur 14 Monate später saß der gebürtige Kroate mit einem Oneway-Ticket allerdings wieder im Flugzeug nach Wien. Der Telekom-Manager, der zu Beginn seines Engagements das Geschäft in Russland leitete, sollte eigentlich einen Karrieresprung an die Spitze der neuen Holding der Gruppe in Amsterdam machen. Zwischen der neuen Holding und der Moskauer Zentrale gab es allerdings massive Streitereien um die Kompetenzen für das operative Geschäft. Nemsic, der einen Dreijahresvertrag hatte, nahm vorzeitig den Hut.

Fest im Sattel sitzt dagegen nach wie vor Siegfried Wolf, der im November 2010 aus der Chefetage des Autozulieferkonzerns Magna an die Spitze des Maschinenbau-Konzerns Russian Machines von Oleg Deripaska wechselte. Wolf, der auch an zwei Unternehmen der Gruppe beteiligt ist, soll vor allem den konzerneigenen Autobauer GAZ auf westliches Niveau bringen. Neben Pkw baut Russian Machines auch Landmaschinen und Güterwaggons.

Der wichtigere Job des Steirers war allerdings in den vergangenen zwei Jahren nicht die Autoindustrie: Wolf war in Sotschi für die Abwicklung von Bauaufträgen im Volumen von zwei Milliarden Euro verantwortlich.

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