Der größte Spender von ÖVP-Chef Sebastian Kurz

150-Jahr-Feier von Österreichs zweitgrößtem Baukonzern: Großaktionär Ortner und Kurz
Eine Million Euro? Der Tiroler Industrielle Klaus Ortner erklärt, warum er Kurz finanziell großzügig unterstützt.

Österreich zeichnete sich nie durch besondere Transparenz bei Zuwendungen an Parteien aus. Seit dem Ibiza-Video sind Spenden wieder im Fokus der politischen Debatten. Nicht nur bei der FPÖ. Derzeit wird auch heftig über die Spender von ÖVP-Chef Sebastian Kurz spekuliert.

Die ÖVP erhält traditionell die meisten Spenden aus Wirtschaftskreisen. Der einflussreiche Wirtschaftsbund ist eine der Vorfeldorganisationen der ÖVP und hat nicht erst einmal durch Millionenzuschüsse die Parteifinanzen saniert.

Bis dato galt KTM-Eigentümer Stefan Pierer als der großzügigste Förderer von Kurz, der die Wahlkampf-Spenden auf seiner Homepage veröffentlicht. Pierer machte 2017 exakt 436.653 Euro locker. Doch ein Großunternehmer, der in der Öffentlichkeit weit weniger bekannt ist als der medienaffine Pierer, spendete wesentlich mehr.

Eine Million Euro kolportiert

Eine Million Euro habe der Tiroler Klaus Ortner, Hauptaktionär des Baukonzerns Porr, gespendet, wird kolportiert. Der KURIER fragte bei Ortner nach. Er will die Million vor der Veröffentlichung durch den Rechnungshof im KURIER-Gespräch weder bestätigen noch dementieren.

Immerhin 30.000 Euro, die Ortner direkt für den Wahlkampf spendete, sind auf der Kurz-Homepage aufgelistet. Als Spender scheint die IGO Industries auf, die Holding, die sich über Ortners Imperium spannt.

Er habe in den Jahren 2017, 2018 und 2019 gespendet, direkt an die ÖVP, bestätigt Ortner. Nur anfangs zwei oder drei Mal an die Junge ÖVP. „Es ist alles ordnungsgemäß gelaufen und wurde dem Rechnungshof gemeldet“.

Kurz ausschlaggebend

Ohne Kurz hätte Ortner die ÖVP nicht unterstützt, erklärt er. Wie viele andere Unternehmer sieht der Tiroler Wirtschaftstycoon in Kurz eine Hoffnung, den Wirtschaftsstandort Österreich voranzubringen: „Das Blockieren muss ein Ende haben und ich bin überzeugt, dass Kurz und sein Team das schaffen. Die Ansätze sind gut.“ Jedenfalls habe er als Unternehmer in den vergangenen Monaten den Eindruck gehabt, „die Anliegen der Wirtschaft finden wieder Gehör“.

Er wolle „sich nichts erkaufen und nichts erschleichen. Wir bauen zum Beispiel das Fußball-WM-Stadion in Katar, glauben Sie, da kann mir Kurz helfen?“. Dass Tochter Iris Ortner kürzlich in den Aufsichtsrat der Staatsholding ÖBAG bestellt wurde, habe ausschließlich mit ihrer Qualifikation zu tun und nicht mit den Spenden des Vaters.

Ortner hat eine der größten Gebäudetechnik-Gruppen Österreichs aufgebaut. Die Familienholding ist nicht nur mit knapp 40 Prozent an Porr beteiligt, mit 5,6 Milliarden Bauleistung und knapp 20.000 Mitarbeiter der zweitgrößte Baukonzern in Österreich, sondern auch am Immobilienentwickler UBM.

Nicht immer lief alles rund. Beim Terminal Skylink holte sich der Flughafen Wien auch von einer Ortner-Tochter einige Millionen zurück. In der Begas-Affäre (Burgenland) zahlte Ortner freiwillig 2,3 Millionen Euro zurück. Beim Bau des Krankenhauses Nord war Porr ursprünglich in einer Bietergemeinschaft für den Generalunternehmer. Der KAV beschloss allerdings, das Spital selbst zu bauen. Die Folgen sind bekannt. Ortner hatte Ex-Gesundheitsstadträtin Wehsely vor einer Kostenexplosion gewarnt.

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