Der Bankfilialen-Schwund

Der Bankfilialen-Schwund
In Deutschland wird das Filialnetz großmaschiger. KURIER hat die Lage in Österreich unter die Lupe genommen.

Ein Leitspruch in der Dienstleistungsgesellschaft lautet: "Der Kunde ist König!" Blöd nur, wenn der Kunde immer weiter zu gehen hat, bevor er wie ein König behandelt werden kann.

Die deutschen Banken werden ihre Filialnetze weiter ausdünnen, berichtet die Financial Times Deutschland heute im Zuge der dieswöchigen Euro Finance Week. Aus den Vorträgen klinge heraus, dass das Filialsterben vorerst weitergehen wird.

Die Ursachen sind mannifaltig: Eurokrise. Vorsichtige Anleger. Zinsen, die im Keller sind. Online-Banking, dass den Gang zum Schalter obsolet macht.

Wie reagieren die Banken in Österreich auf diese Situation?

Österreich habe insgesamt zu viele Banken und Filialen und nur rund 2000 Kunden je Filiale, analysierte Willibald Cernko, Chef der Bank Austria, Ende Oktober. Dabei wären 5000 Kunden nötig, um wirtschaftlich zu arbeiten. In den nächsten fünf Jahren werde ein Drittel der Filialen wegfallen, erwartet Cernko. Außerdem werde der Zugang zum Bankgeschäft über Smartphones immer wichtiger. Grundsätzlich werde es für die einzelnen Kunden kein "entweder oder", sondern ein "sowohl als auch" werden. Diese werden Internet und Filiale alternativ und wahlweise nutzen.

Wir haben zusammengetragen, welchen Kurs einige wichtige Banken hierzulande einschlagen haben.

Die Bank Austria muss "ihre Geschäftsmodelle teilweise radikal neu definieren", so Willibald Cernko, Chef der Bank Austria. Das wird im Laufe der nächsten drei bis vier Jahre zu einer "signifikanten" Verringerung der Filialen führen, vor allem außerhalb der Städte. Um dennoch präsent zu sein, baut die UniCredit-Tochter die virtuelle Beratung aus und sucht Partner für das Filialgeschäft. Es gehe darum, "in Frequenzlagen hineinzugehen". Man suche nicht einen bundesweiten Partner, sondern eher regionale Zusammenarbeit, "wo sich Leute aufhalten" und am Weg zum Einkauf Bankgeschäfte erledigen können. Zugleich wolle man nicht eigene Filialen, die dann unbesetzt sind, "kannibalisieren".

Die Bank Austria werde ihre heute 360 Filialen in den nächsten Jahren "einigermaßen deutlich zurücknehmen". Auch der Personalstand werde unter den derzeitigen Wert von 10.000 fallen.

Unter den 62 regionalen Volksbanken in Österreich wird es in den nächsten Jahren zu Fusionen kommen. "Diese Diskusion wird man führen", sagte ÖVAG-Chef Stephan Koren im September. "Jede Krise bedeutet auch Konsolidierung". Es gebe Gespräche zwischen Volksbanken. Derzeit haben die Volksbanken rund 550 Filialen.

Es werde in fünf Jahren wohl weniger Institute und weniger Filialen geben.

Bei der BAWAG werden im Zuge der Umstrukturierung 700 Jobs wegfallen, hieß es im September in der Wiener Zeitung. "Im Kern geht es darum, dass die US-Finanzmanager von Cerberus in die BAWAG nichts mehr investieren möchten (oder können)".

Das Firmenkundengeschäft werde mangels Profitabilität weitgehend geschlossen, der Eigenhandel der Bank werde ebenfalls weitgehend aufgegeben, hieß es. Die Bank konzentriere sich wie schon 2010 angekündigt auf Retail- und Privatkundengeschäft.

Durch die Zusammenführung von Post- und BAWAG-Filialen wird die Zahl der Filialen von 150 auf 500 ausgeweitet.

Der Personalstand bei Erste Bank und Sparkassen hat sich zum Jahreswechsel gegenüber dem Jahresende 2010 um 207 auf 10.950 rechnerische Mitarbeiter verringert.

Die Zahl der Filialen blieb heuer mit 1044 relativ konstant.

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