Den Steuersündern auf der Spur

Customers eat lunch under fresh octopus in a restaurant at the volcanic island of Santorini in this September 10, 2011 file photo. Greece is struggling under a mountain of debt, violent street protests erupt in the capital Athens, and world financial markets fear Greece will exit the euro zone. But Greece is still a great place to visit - just head to its idyllic islands. Reuters correspondents with local knowledge help visitors explore Paros and Santorini. Picture taken September 10, 2011. To match Travel Postcard: TRAVEL-GREECE/ISLANDS. REUTERS/Michael Perry (GREECE - Tags: TRAVEL SOCIETY)
Als Touristen getarnt wollen Finanzinspektoren fehlende Millionen auftreiben.

Geschlossen wegen Steuerbetrugs“ – diesen Aushang könnte so mancher Griechenland-Tourist in den kommenden Tagen vor Tavernen, Bars oder Nachtclubs lesen. Denn Tourismusbetriebe, die auf frischer Tat beim Steuerhinterziehen ertappt werden, sollen nun sofort bestraft werden, mindestens mit einer 48-Stunden-Sperre. Die Zwangsschließung kann aber auch auf 30 Tage verlängert werden.

1400 Inspektoren hat das griechische Finanzministerium derzeit losgeschickt. Meist getarnt als Touristen suchen sie nach Rechnungen, die nicht ausgestellt werden, oder nach sonstigen Steuerlöchern. Denn nach wie vor klafft im Pleitestaat Griechenland im Steuerhaushalt ein Riesenloch.

60 Milliarden fehlen

Per Ende Juni fehlten 60 Milliarden Euro an Steuereinnahmen, 38,2 Milliarden davon gehen auf das Konto von Unternehmen. Mit ihrer Blitzaktion in der Tourismushochsaison hoffen die Steuerfahnder nun, zumindest einige hundert Millionen der ausstehenden Steuereinnahmen einzutreiben.

Behilflich sind den Finanzpolizisten offenbar immer öfter auch Gäste. Via Twitter meldeten sich zunehmend Touristen, die den Staatsdienern ihre Beobachtungen schildern, erzählt ein Steuerfahnder der Tageszeitung Ekathimerini. „Auf dem Valtos-Strand in Parga vermieten die Leute dort ihre Sonnenschirme, ohne Rechnungen auszustellen“, schrieb etwa ein Sonnenhungriger offenbar gleich vom Strand aus.

Dabei war der Staat den griechischen Tourismusbetrieben erst entgegengekommen. Mit 1. August wurde die Mehrwertsteuer von 23 auf 13 Prozent gesenkt, um den Konsum anzukurbeln und gleichzeitig die Steuerhinterziehung einzudämmen. Vertreter der Gastronomie hatten dem Finanzministerium daraufhin in einem „Ehrenwort-Abkommen“ versprochen, die niedrigeren Preise an die Gäste weiter zugeben. Nur wenn die Preise nun tatsächlich fallen und die Steuern abgeführt werden, soll die Steuersenkung auch im nächsten Jahr gültig blieben.

Swimmingpool

Mehr Geld will sich der Staat indessen aus einer neuen Steuer auf Luxusautos und Swimmingpools holen. Wer einen 50 Quadratmeter großen Pool besitzt, wird künftig 1600 Euro pro Jahr an den Staat abliefern müssen. Später sollen auch noch Yacht- und Flugzeugbesitzer stärker zur Kasse gebeten werden. „Alle, die Geld haben, müssen helfen. Anders geht es nicht“, sagte ein Mitarbeiter des Finanzministeriums.

Dass Griechenlands Steuereinnahmen so weit hinter dem Plansoll nachhinken, hat nicht nur mit mangelnder Steuermoral zu tun. Auch heuer wird die Wirtschaft um knapp fünf Prozent schrumpfen, das sechste Jahr in Folge. Die Arbeitslosigkeit im Krisenstaat beträgt bereits 27, 8 Prozent. Seit Beginn der Krise 2009 hat sich die Quote verdreifacht, zwischen 700 und 1000 Griechen verloren jeden Tag ihren Job.

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