Debatte über "Lehre light" für Asylberechtigte
Die Job-Integration von jungen Flüchtlingen ist ein heißes Eisen in der Innenpolitik. Im Fokus stehen dabei meist Asylwerber, die bereits eine Lehre absolvieren – und diese nach jüngstem Meinungsumschwung in der Politik wohl auch abschließen können. Beim AMS sind aktuell aber auch 28.100 Asylberechtigte vorgemerkt, 7.000 davon sind unter 25 Jahre alt.
Weil viele von ihnen zwar für die praktische Ausbildung, aber (noch) nicht für die Berufsschule qualifiziert sind, soll ihnen eine abgespeckte „Lehre light“ ermöglicht werden. Mit diesem Vorschlag lässt jedenfalls die private Lehrlings-Initiative zukunft.lehre.österreich aufhorchen. Der in Oberösterreich gegründeten, betrieblichen Initiative gehören u.a. die Energie AG Oberösterreich, KTM, der Diskonter Hofer und die Wirtschaftskammer-Sparten Tourismus und Gewerbe an.
„Die Lehre light könnte ein Instrument sein, um integrationswilligen Asylberechtigten schneller einen Lehrabschluss zu ermöglichen“, sagt Werner Steinecker, Präsident der Initiative und Generaldirektor der Energie AG OÖ. Das Angebot soll sich nicht nur an Flüchtlinge richten, sondern generell an „praktisch Begabte, jedoch schulisch schwächere Personen“.
Berufsattest
Als Vorbild dient Steinecker die Schweiz, wo es die verkürzte Lehre bereits seit 2006 gibt. Das Eidgenössische Berufsattest (EBA) ermöglicht handwerklich begabten, aber leistungsschwächeren Schulabgängern nach zwei Jahren beruflicher Grundbildung einen anerkannten Abschluss. Derzeit gibt es die EBA-Grundbildung in 56 verschiedenen Berufen, am häufigsten genutzt wird sie im Einzelhandel, in der Gastronomie sowie im Gesundheits- und Sozialbereich.
Seit der Einführung haben knapp 50.000 Personen diese Ausbildung abgeschlossen. Etwa ein Drittel der EBA-Absolventen wechselt anschließend in die reguläre Schweizer Lehrausbildung. „Insgesamt ist dies für junge Menschen, die sich schwer tun, eine tolle Möglichkeit, einen Abschluss zu erlangen und doch noch zu einem hoch qualifizierten Facharbeiter zu werden“, meint Steinecker, der selbst einmal Lehrling war.
Teilqualifizierung
Die Wirtschaftskammer (WKO) griff die Idee einer niederschwelligen Berufsausbildung unterhalb der Lehre schon öfter auf, fand bisher aber wenig Gehör bei der Politik. „Es braucht ein Angebot für all jene, die die Lehrabschlussprüfung nicht schaffen“, sagt Alfred Freundlinger von der Abteilung Bildungspolitik in der WKO. Es müsse aber nicht eins zu eins das Schweizer Modell sein, verweist er auf die Möglichkeit der Teilqualifizierung im Rahmen der integrativen Lehrausbildung. Nachteil: Für die sehr individuellen Teilqualifizierungen gibt es keinen anerkannten Abschluss. Betriebe wissen nicht, was jemand genau kann. Die Metallerbranche in Oberösterreich testet derzeit eine Standardisierung.
Billige Hilfskräfte
Wenig anfangen mit einer Nivellierung der Lehre nach unten kann die Arbeiterkammer (AK). „Da werden einfach Hilfskräfte zu Lehrlingen erklärt. Ich halte das für einen völlig falschen Weg für Österreich“, betont AK-Lehrlingsexpertin Edith Kugi-Mazza. Bei der „Lehre light“ würden Betriebe ihren Hilfskräften dann nur die Lehrlingsentschädigung statt den kollektivvertraglichen Mindestlohn zahlen. „Ob sie nach zwei Jahren dann die Chance einer Höherqualifizierung erhalten, ist fraglich.“
Im Übrigen habe die Lehre ohnehin ein Imageproblem bei den Jugendlichen. Eine Abwertung der Ausbildung sei daher höchst kontraproduktiv. Kugi verweist auf die überbetrieblichen Lehrwerkstätten, die jetzt schon schlecht qualifizierte Lehrlinge auffangen, um sie fit für die betriebliche Ausbildung zu machen.
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