dayli: 355 Filialen schließen, 1261 Jobs weg
Im Insolvenzverfahren der heruntergewirtschafteten Drogeriemarktkette dayli hat sich das Masseverwalter-Team um Rudolf Mitterlehner zu einen tiefen Schnitt entschlossen: 355 der 877 Filialen und das Auslieferungslager in Gröbming, Steiermark, werden umgehend geschlossen. Damit verlieren 1261 dayli-Mitarbeiter ihre Jobs. Doch die übrigen 522 Filialen (2084 Mitarbeiter), die Zentrale in Pucking, Oberösterreich, und das Lager in Pöchlarn, Niederösterreich, werden zwecks Abverkaufs des Warenlagers fortgeführt – voraussichtlich bis Ende Juli. „Das Warenlager reicht bis Ende Juli, um die Kosten zu decken“, sagt Otto Zotter vom KSV1870 zum KURIER.
Ohne Schließung dieser 355 unrentablen Standorte würde der Insolvenzverwalter im Juli einen Verlust in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro verbuchen müssen.
„Aus Sicht der Gläubiger ist diese Teil-Betriebsschließung wirtschaftlich vernünftig“, sagt Gerhard Weinhofer von Creditreform. „Ich sehe das nicht als Sterben auf Raten, sondern als Chance, dass eine abgespeckte Filialkette übrig bleibt, für die sich ein Käufer findet.“
Neue Interessenten
Denn: Beim Insolvenzverwalter haben sich mittlerweile mehrere Interessenten gemeldet, die mit ihm Übernahmegespräche führen wollen. Das bestätigt auch KSV1870-Experte Zotter. „Ob dann auch etwas daraus wird, weiß man klarerweise jetzt noch nicht“, sagt der Insolvenzexperte. Aber es gibt damit einen Funken Hoffnung. „Die Entscheidung des Masseverwalters zeigt, dass das von uns vorgelegte Konzept eine Chance hat, potenzielle Investoren zu überzeugen sowie Arbeitsplätze und die Nahversorgung in Österreich zu sichern“, meint Martin Zieger, Neo-Eigentümer von dayli. „Wir arbeiten intensiv daran, das Unternehmen und die Arbeitsplätze zu erhalten.“ Rund 30 bis 40 Millionen Euro sind nötig, um die verkleinerte Filialkette künftig durchzubringen.
Sollte in den nächsten vierzehn Tagen kein ernsthafter Investor gefunden werden, wird die Drogeriemarktkette liquidiert. Denn ab August ist kein Warennachschub mehr vorhanden, und der Umsatz würde nur noch 1,7 Millionen Euro betragen. Damit könnten die anfallenden Kosten nicht mehr abgedeckt werden.
Indes hat sich die aktuelle 40-Prozent-Rabatt-Aktion des Masseverwalters als voller Erfolg erwiesen. „Die Umsätze sind regelrecht explodiert und haben die prognostizierten Zahlen des Masseverwalters bei Weitem übertroffen“, sagt Insolvenzexperte Weinhofer.
Die Gläubigerschutzverbände Creditreform und KSV1870 haben der Teil-Betriebsschließung bereits am Freitagmittag zugestimmt, jetzt fehlt noch die Zustimmung des Konkursgerichts.
Am 31. Juli 2012 hatte Rudolf Haberleitner mit seiner "Restrukturierungsgesellschaft" TAP 09 alle Schlecker Filialen in Österreich, Italien, Polen, Belgien und Luxemburg übernommen. Im folgenden seine damaligen Aussagen und die heutige Aussendung des KSV1870.
"3.000 Filialen in 20 Ländern, von Süddeutschland bis Ex-Jugoslawien. Ich will den ganzen Balkan, so schaut's aus. (...) "Wir haben eine unglaubliche Aktion in Planung, die war noch nie da auf der Welt. Das wird alles toppen, Sie werden sehen."
(Ex-Eigentümer Rudolf Haberleitner, "Kronen Zeitung", 3. 8, 2012)
"Wir geben heuer und im nächsten Jahr circa zehn Millionen Euro aus. Bis 2016 werden das insgesamt 52 Millionen Euro sein. Da sind dann aber alle Märkte in allen fünf Ländern dabei, plus Süd-Osteuropa. In den nächsten fünf Jahren wollen wir von derzeit 1.350 auf über 3.000 Filialen kommen, einen erheblichen Teil davon wollen wir aus dem Cashflow finanzieren."
(Ex-Eigentümer Rudolf Haberleitner, "WirtschaftsBlatt", 3.8.2012)
"Eine Hoffnung auf finanzkräftige Partner reicht für eine Fortführung nicht aus. Und bei dayli ist nun die eingetretene Situation soweit klar, dass die laufenden Kosten durch den Betrieb des Filialnetzes nicht mehr erwirtschaftet werden können. (...) Seit Mai wird von dayli nach neuen Geldgebern gesucht. Die vom Kurzzeitgesellschafter Novomatic eingebrachten insgesamt 25 Mio. Euro haben die Verluste von dayli in den ersten 9 Monaten nach Übernahme der Schlecker-Österreich-Filialen vollends verschlungen. (...) Ob das neue schlanke Konzept einen finanzstarken Partner anlockt, bleibt abzuwarten. Länger als bis Ende Juli wird das jedoch nicht sein. (...) Die Spannung um das Schicksal von noch gut 2.000 Arbeitsplätzen bleibt also vorerst aufrecht. Für 1.261 ist es leider bereits besiegelt."
(Pressemitteilung des KSV1870, 12. Juli 2013)
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