Rekordgage für VW-Aufsichtsrat Piëch

epa03676234 Volkswagen (VW) chairman of the supervisory board, Ferdinand Piech smiles before the VW general meeting in Hanover, Germany, 25 April 2013. EPA/Julian Stratenschulte
Der Volkswagen-Chefkontrollor hat mit seinem Bezug erstmals die Millionengrenze durchbrochen.

Die gute Entwicklung der DAX-Konzerne hat die Bezüge ihrer Chefkontrolleure im vergangenen Jahr auf Rekordniveau getrieben. Im Gegensatz zu den Vorstandschefs, die etwas weniger verdienten, kassierten die Oberaufseher mit durchschnittlich 347.000 Euro rund 10 Prozent mehr als im Jahr zuvor, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Analyse des Beratungsunternehmens Hostettler, Kramarsch & Partner (hkp) hervorgeht. Es ist der höchste Wert seit 2006.

Spitzenreiter war wie auch bei den Vorstandsbezügen der Volkswagen-Konzern. Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch verdiente der Studie zufolge rund 1,1 Mio. Euro (plus 30 Prozent). Noch nie sei ein Aufsichtsrat in Deutschland für ein einzelnes Mandat in dieser Höhe vergütet worden.

Unwohlsein

"Das Überschreiten der Schallmauer von einer Million löst ein gewisses Unwohlsein aus", sagte hpk-Partner Michael Kramarsch. VW sei allerdings ein spezieller Fall, auch weil Piëch Großaktionär sei. Die Entwicklung bei dem Autobauer, der 2012 ein Rekordjahr einfuhr, dürfe kein "Freifahrtschein für alle Unternehmen werden."

Insgesamt ist der Anstieg der Vergütung aus Sicht des Experten noch nicht besorgniserregend. Die Verantwortung und die zeitliche Belastung der Chefkontrolleure seien deutlich gestiegen. Im Durchschnitt verdienten die deutschen Aufsichtsratsvorsitzenden etwa ein Drittel ihrer europäischen Kollegen.

Siemens auf Platz 2

Rekordgage für VW-Aufsichtsrat Piëch
Gerhard Cromme, chairman of the supervisory board of German steelmaker ThyssenKrupp AG, reacts before the company's annual shareholders meeting in Bochum January 18, 2013. The sale of ThyssenKrupp AG's steel mills in Brazil and the United States is on track and should be completed by the end of September, as expected, the German steelmaker's chief executive said. REUTERS/Wolfgang Rattay (GERMANY - Tags: BUSINESS HEADSHOT)
Auf Platz zwei liegt Siemens-Chefkontrolleur Gerhard Cromme mit unverändert 608.000 Euro im Jahr 2012. Als Oberaufseher des angeschlagenen Stahlkonzerns ThyssenKrupp verdiente er 210.500 Euro. Cromme, der immer wieder für Fehlentwicklungen wie das milliardenschwere Desaster der Stahlwerke in Brasilien und den USA mitverantwortlich gemacht worden war, war im März zurückgetreten.
Die einzige Frau an der Spitze eines Dax-Aufsichtsrates, Henkel-Oberaufseherin Simone Bagel-Trah, kommt auf Rang drei. Sie kassierte 584 000.Euro (plus 1 Prozent). Zu den schlecht bezahltesten Aufsichtsratschefs zählt Fritz-Jürgen Heckmann von HeidelbergCement mit 130.000 Euro. Am stärksten stiegen die Bezüge von Lufthansa-Chefkontrolleur Jürgen Weber - um 114 Prozent auf 375.000 Euro.

Vorstände verdienten weniger

Erstmals seit Jahren entkoppelte sich die Entwicklung von Vorstands- und Aufsichtsratsbezügen. Die Topmanager verdienten trotz gestiegener Unternehmensgewinne mit durchschnittlich 5,02 Mio. Euro 0,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Kramarsch nannte zwei Gründe: Die Zurückhaltung bei der Bezahlung von Vorstandschefs nach öffentlicher Kritik an Millionengehältern sowie den Trend, Aufsichtsräten ausschließlich ein Fixgehalt zu zahlen. Die festen Vergütungen der Chefkontrolleure stiegen 2012 um rund 28 Prozent - ein Rekordplus.

Den Angaben zufolge setzen ab diesem Jahr insgesamt 43 Prozent der Dax-Unternehmen ausschließlich auf Festvergütungen für ihre Kontrolleure. "Durch die Festvergütung wird zwar die Kontrollfunktion gerade in wirtschaftlich schlechten Zeiten gestärkt", sagte Kramarsch. Aus seiner Sicht sollten die Bezüge jedoch auch an den Erfolg des Unternehmens gekoppelt werden. "Eine Vergütung in Aktien wie auch die Verpflichtung zum Aktienbesitz für Aufsichtsräte dient der langfristigen Erfolgsorientierung der Aufsichtsratstätigkeit."

Ausgewertet wurden die Geschäftsberichte der 30 DAX-Unternehmen sowie die Unterlagen für die diesjährigen Hauptversammlungen.

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