Börsen im Höhenrausch
Ein früherer Finanzminister, Harvard-Präsident und Wirtschaftsberater von US-Präsident Barrack Obama: Lawrence Summers galt als Topfavorit für die Nachfolge von Notenbank-Boss Ben Bernanke, dessen Amtszeit im Jänner abläuft. Bis zum Wochenende, denn da zog sich Summers überraschend aus dem Rennen zurück (mehr dazu hier).
Am Montag reagierten die Börsen nahezu euphorisch darauf. Die Anleger griffen mit vollen Händen bei Aktien zu und trieben so die Kursniveaus hoch. In Frankfurt erreichte der Leitindex DAX mit 8626,11 Punkten sogar den höchsten Wert seiner Geschichte.
Die Wirtschaftslage in den USA oder Europa hatte sich über Nacht zwar keinen Deut verbessert. Die Absage Summers machte bei den Investoren dennoch Appetit auf mehr Risiko. Summers gilt als „Falke“, womit im Notenbanker-Jargon jene bezeichnet werden, die für eine striktere Geldpolitik stehen. Janet Yellen (67), die jetzige Vizepräsidentin der US-Notenbank Fed, werden jetzt die besten Chancen auf den Topjob eingeräumt. Sie gilt als „Taube“, also als Vertreterin jener, die eine expansivere Geldpolitik bevorzugen.
Taube oder Falke?
Das ist dann enorm wichtig, wenn es darum geht, wie rasch die Fed, die mächtigste Notenbank der Welt, ihre Geldflut reduziert. Derzeit kauft sie für 85 Milliarden Dollar pro Monat Staatsanleihen und Immo-Papiere auf und lenkt so Notenbank-Gelder in die Wirtschaft. Eine Taube an der Fed-Spitze würde diese Geldflut langsamer drosseln, so die Hoffnung der Anleger.
Viele Experten wie Monika Rosen-Philipp, Chefanalystin im Private Banking der Bank Austria, gehen davon aus, dass der Ausstieg aus der überreichlichen Geldversorgung bereits Mitte dieser Woche beginnt. Dienstag und Mittwoch tagt der wichtige Offenmarktausschuss der Fed, um diesen Exit zu beraten. „Wir gehen davon aus, dass die Wertpapierkäufe von 85 auf 75 Milliarden Dollar pro Monat gedrosselt werden“, meint Rosen-Philipp. Zehn Milliarden weniger pro Monat wären „der langsamste Einstieg zum Ausstieg“. Je nach Entwicklung des US-Arbeitsmarktes könnte sich das gänzliche Versiegen der Notenbank-Gelder noch viele Monate hinziehen. Lieber mehr Inflation riskieren und dafür sinkende Arbeitslosenraten erreichen, lautet das Credo von Janet Yellen.
Staatsanleihen hat auch die Europäische Zentralbank (EZB) aufgekauft. Sie musste zugreifen, um eine Kreditklemme in den Euro-Krisenländern zu verhindern. Diese Käufe seien daher nicht rechtswidrig, besagt eine neue Studie des Kölner Instituts für Deutsche Wirtschaft.
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