Fast ein Zehntausender – mitten in Deutschland
Immer wieder Blicke zur Anzeigetafel. Die eine oder andere Flasche war sicher schon eingekühlt, um gebührend feiern zu können. Der eine oder andere Händler wird wohl auch schon auf dem Sprung gewesen sein, den Augenblick per Selfie einzufangen. Am Freitag war es jedoch noch nicht so weit: Der DAX, der Leitindex der Frankfurter Börse, erreichte zwar ein Rekordhoch von 9970 Punkten. Die letzten 30 Punkte bis zum 10.000er wollten es aber partout nicht mehr werden. Bei Handelsschluss hielt der DAX dann bei 9943 Punkten – einem winzigen Tagesplus von 0,04 Prozent.
Anleger kaufen schließlich nicht, um eine magische Zahl auf Anzeigetafeln zu sehen, meinen Börsenprofis. Sondern, um sich in Märkten und Branchen zu positionieren und Kursgewinne zu lukrieren. Mit spürbaren Kursgewinnen sei allerdings erst zu rechnen, wenn die Europäische Zentralbank nächste Woche die Leitzinsen senkt und weitere geldpolitische Instrumente auspackt. Gibt dann der Euro-Kurs weiter nach, kann das der exportorientierten Wirtschaft, die in den Dollar-Raum liefert, helfen. Überhaupt würden bei rekordtiefen Zinsen Investoren mehr Geld in Veranlagungen stecken, wo höhere Renditen locken – wie eben Aktien.
Noch ein Rekord
An der New Yorker Börse kletterte der marktbreite Aktienindex S&P-500 am Freitag im Tagesverlauf ebenfalls auf einen neuen Rekordwert. Bei 1922 Punkten war allerdings Schluss, dann gab der Index wieder etwas nach. Dass das Kursbarometer eine neue Bestmarke aufstellte, war ohnehin schon erstaunlich. Waren doch davor gar nicht so tolle Konjunkturdaten veröffentlicht worden. Die US-Konsumausgaben waren im April überraschend um 0,1 Prozent gesunken. Das war der erste Rückgang seit einem Jahr. Nach den bereits vorliegenden Daten dürften sich die Verbraucher auch im Mai zurückgehalten haben. Im Gegenzug ist die Sparquote (der Anteil des verfügbaren Einkommens, der auf die hohe Kante gelegt wird) gestiegen. Laut Aktienhändlern nutzten die Investoren diese Konjunkturdaten, um vor dem Wochenende Kasse zu machen.
Trotz des jüngsten Rückschlags sehen Ökonomen dennoch gute Chancen auf ein robustes Konsumwachstum. Die Begründung: Die US-Arbeitslosenquote ist deutlich gesunken und liegt auf dem tiefsten Stand seit September 2008. Diesen Optimismus dürften dann auch Anleger geteilt haben: Im späten Handel stellte der S&P-Index mit 1924 Punkten einen neuerlichen Rekord auf. Bei Handelsende hielt er bei 1923,41 Punkten – ein Plus von 0,18 Prozent.
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