Das Währungsspiel der Notenbanken

Im Verhältnis zum Dollar wird der Euro weiter verlieren, weil die US-Zinsen bald steigen.

Punktgenau zum Ende des dritten Quartals ging der Euro neuerlich in die Knie. Mit rund 1,25 US-Dollar fiel der Kurs der Gemeinschaftswährung vergangenen Freitag auf den tiefsten Stand seit August 2012. Auslöser für diese Bewegung waren Arbeitsmarktdaten aus den USA, die überraschend positiv ausgefallen waren. Im September hatten Unternehmen dort 248.000 neue Jobs geschaffen – viel mehr, als Ökonomen erwartet hatten. Die Arbeitslosenquote fiel auf 5,9 Prozent und erreichte damit den niedrigsten Stand seit Juli 2008. Die Vollbeschäftigung, die die US-Notenbank Federal Reserve (kurz Fed) bei rund fünf Prozent Arbeitslosigkeit ansetzt, ist damit in Reichweite gerückt.

Ein weiteres Absinken der Arbeitslosigkeit und die gut laufende Konjunktur wären für Fed-Chefin Janet Yellen gute Argumente, die US-Leitzinsen bald abzuheben. Sie will es aber langsam und vorsichtig angehen. Auch deshalb, weil sich auf dem Jobmarkt bei Weitem nicht alles rosig entwickelt. Nur noch 62,7 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter haben einen Arbeitsplatz oder suchen einen. Zur Jahrtausendwende lag diese Rate noch bei 67,3 Prozent. Würden jene, die es in der Zwischenzeit aufgegeben haben, am Arbeitsleben teilzunehmen, wieder Jobs suchen, könnte die Arbeitslosenrate rasch hochschnellen.

Zinsschraube

Auch deshalb glaubt die Mehrheit der Analysten, dass die Fed frühestens Mitte 2015 an der Zinsschraube drehen wird. Alfred Reisenberger, Investmentexperte der Valartis Bank, glaubt, dass es mit den US-Zinsen erst im Herbst 2015 nach oben gehen wird. Wann auch immer die US-Notenbank das Ende der ultralockeren Geldpolitik einläutet: Die Zinsen in den USA und in der Eurozone werden weit auseinanderklaffen. Denn Mario Draghi, der Boss der Europäischen Zentralbank (EZB), hat immer wieder betont, dass die Euro-Zinsen noch lange ganz tief bleiben werden (derzeit 0,05 Prozent). Analysten interpretieren Draghis Ansage als einen Zeitraum von mindestens zwei Jahre. Die Konsequenz: Durch die wachsende Zinsdifferenz "wird der Euro-Kurs weiter geschwächt werden", sagt Reisenberger.

"Die Schwäche des Euro und die Stärke des Dollar liegen im Interesse beider Notenbanken", meint Hans Köck, Investmentstratege bei Pioneer Investments Austria. Ein schwacher Euro verringere das Deflationsrisiko in der Eurozone, weil sich Importe von in Dollar gehandelten Waren verteuern. Im Umkehrschluss bedeute ein festerer Dollar für die USA, dass die Inflation gedämpft wird.

Beim Alpbacher Finanzsymposium legen Analysten traditionell auch ihre Prognosen für Zinsen und Währungen vor. So auch vergangenen Freitag. Die Experten der teilnehmenden fünf Banken (Bawag PSK, Commerzbank, Erste Bank, RBI und UniCredit) sehen das Euro-Dollar-Verhältnis zum Jahresende in etwa auf dem derzeitigen Niveau oder leicht darunter. Je näher die US-Zinserhöhung rückt, desto mehr Auftrieb wird der Dollar im nächsten Jahr bekommen. Im Juni könnte der Euro dann bei 1,19 Dollar stehen. Die Bawag PSK geht sogar von 1,15 aus. Das wäre dann der tiefste Eurokurs seit 15 Jahren, sagte RBI-Experte Valentin Hofstätter vor Kurzem. "Vom Zeitpunkt, zu dem große US-Konzerne über den hohen Dollar-Kurs jammern, sind wir aber noch weit entfernt", ist Valartis-Experte Reisenberger überzeugt.

Die Erwartung, dass die US-Zinsen steigen, wirkt sich nicht nur auf das Währungsgefüge aus. "Gold leidet massiv", so Reisenberger. Das Edelmetall, das keine Zinsen abwirft, verliert an Glanz, wenn es woanders bessere Renditen gibt.

Beim diesjährigen Alpbacher Finanzsymposium legten die Analysten auch Vorhersagen für andere Währungen vor. Ihre Prognosen für Ende 2014 (in Klammer die Voraussagen für Mitte 2015):

Euro – Yen: 138,53 (136,67)
Euro – Schweizer Franken:1,2072 (1,2167)
Euro – Tschechische Krone: 27,50 (27,23)
Euro – Ungarische Forint: 310,30 (313,0)
Euro – Polnische Zloty: 4,1815 (4,1067)

Der ungarische Forint werde die größten Schwankungen aufweisen, sagte Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung. Der relativ hohe Abwertungsdruck nehme zwar ab, es bleibe aber der politische Druck durch die Zwangskonvertierungen.

Die durchschnittliche Dollar-Prognose für Mitte des kommenden Jahres liegt bei 1,1825. In etwa mit diesem Wert startete der Euro als Buchgeld 1999. Seit seiner Geburt bis jetzt weist der Euro einen Durchschnittskurs von 1,2266 US-Dollar auf.

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