Das Luxusproblem der Großinvestoren: Wohin mit dem vielen Geld?

Warren Buffett bei der jährlichen Hauptversammlung in Omaha
Unfassbare Beträge sind global auf der Suche nach sinnvoller Veranlagung. Allein Warren Buffett sitzt auf 122 Milliarden Dollar.

Es ist eines jener Probleme, die Otto Normalverbraucher nicht einmal in den kühnsten Träumen plagen: Auf einem riesigen Berg Geld zu sitzen – und nicht zu wissen, wohin damit. In der Finanzwelt, die seit der Krise von 2008 völlig auf den Kopf gestellt ist, kommt das allerdings häufiger vor, als man denkt.

Warren Buffett

Auch den wohl bekanntesten Investor der Welt plagt diese Sorge. Anleger, die ihr Geld Buffetts Investmentvehikel Berkshire Hathaway anvertraut haben, warten ungeduldig, wann der Großmeister den nächsten Zukauf tätigt.

Denn Berkshire und seine Beteiligungsfirmen sitzen mittlerweile auf Bargeld-Reserven von 122,4 Milliarden Dollar, wie die jüngste Quartalsbilanz ergab. Laut Statuten müsste die Minimalreserve für schlechte Zeiten nur 20 Milliarden Dollar ausmachen.

Das Luxusproblem der Großinvestoren: Wohin mit dem vielen Geld?

Berkshire-Aktionäre erhalten beim Anlegertag in Omaha Rabatte auf ihre Einkäufe

Das Abwarten ergibt wenig Sinn: Investoren hoffen schließlich auf Buffetts legendäres Händchen für gute Deals – nicht auf dessen Untätigkeit. Sie wollen ihr Geld nicht in eine überdimensionale Sparbüchse stecken, die nichts oder wenig abwirft.

Das Problem, das Buffett und sein Partner Charlie Munger oft erwähnt haben: Sie warten auf den richtigen Preis für einen Zukauf – und bei den hohen Bewertungen sahen sie keine attraktiven Chancen. Was sogar die eingeschworene Fan-Gemeinde spaltet.

Kritiker monieren, Berkshire habe mit dem Zaudern einen Teil der guten Kurszuwächse an den US-Börsen verpasst. Die treusten Anhänger vertrauen indes darauf, dass ihre Anlage-Gurus die richtige Entscheidung treffen werden. Was zum Beispiel dann der Fall wäre, wenn der Markt einbrechen sollte, weil dann ausreichend Geld in der „Portokassa“ wäre, um bei günstigeren Aktienpreisen zuzuschlagen.

Das Luxusproblem der Großinvestoren: Wohin mit dem vielen Geld?

Mega-Deals

Einige Risikokapitalgesellschaften (Private Equity) haben zuletzt spektakuläre Deals finalisiert. So kaufte Blackstone ein Portfolio von 16,6 Millionen Quadratmetern US-Lagerhallen um fast 19 Milliarden Dollar.

Finanzinvestor EQT lässt für Nestlés Hautpflege-Zweig 10 Milliarden Dollar springen.

Solche Einzelfälle verzerren aber das Bild, denn laut dem Datenanbieter Prequin verfügen die Firmenjäger über 2,44 Billionen Dollar an Feuerkraft – ein Rekordwert.

Dieses Geld steht zur Verfügung, um in Firmen, Immobilien, Rohstoffe oder Schuldpapiere gesteckt zu werden. Die Rivalität um Investitionsziele treibt die Preise hoch. Und schürt Bedenken, dass die Kurse überbewertet sein könnten.

Aktienrückkäufe

Eine Strategie, die Unternehmen mangels Alternativen oft wählen, wenn sie über viel Bares verfügen: Sie kaufen eigene Aktien zurück. Das signalisiert immerhin Vertrauen ins eigene Geschäft und steigert den Firmenwert. Berkshire Hathaway hat im ersten Halbjahr 2,1 Milliarden Dollar in eigene Papiere gesteckt.

Apple hat in eineinhalb Jahren sogar um 122 Milliarden Dollar Aktien zurückgekauft, dennoch blieb ein Cash-Polster von netto 102 Milliarden Dollar (abzüglich Schulden) übrig.

Übertroffen wird dieser noch von Google-Mutter Alphabet mit netto 117 Milliarden Dollar Cash. Trumps Steuerreform 2018, die das Zurückholen von Cash aus Steueroasen in die USA belohnte, führte zu einer Flut an Rückkäufen. Eine Offensivstrategie, also Ausweitung der Geschäftsmodelle, bedeutet das freilich auch nicht.

Auf der hohen Kante

Etwas, das die Bürger leidvoll nachvollziehen können, ist, wie man auf dem Sparbuch Geld verliert. Die Entsprechung für Geschäftsbanken wäre deren „Sparkonto“, die Einlagefazilität, bei der Europäischen Zentralbank. Dort sind 567 Milliarden Euro geparkt. Nur, dass die Konditionen (–0,40 Prozent, Tendenz fallend) sogar noch mieser sind als bei der Hausbank von Herrn und Frau Österreicher.

Aber warum ist überhaupt so viel unproduktives Geld im Umlauf? Die Antwort führt zurück zur Krise von 2008 – und zur Reaktion der Notenbanken, die, um eine tiefe Depression zu verhindern, mit Negativzinsen und Wertpapierankäufen gigantische Geldbeträge in den Finanzkreislauf pumpten.

Mit der Folge, dass Veranlagungen, die davor als sichere Bank galten (Staatsanleihen mit guter Bonität) nur zur Geldvernichtung taugen. Weltweit werfen Papiere um 13 Billionen Dollar negative Zinsen ab. Fazit: An Cash mangelt es nicht, an soliden und vor allem rentablen Investmentchancen jedoch sehr.

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