Darum ist ein niedriger Ölpreis schlecht für die Wirtschaft

Ein niedriger Ölpreis bringt den Motor der Weltwirtschaft ins Stottern.
Billige Rohstoffe können einen negativen Effekt auf die Weltwirtschaft haben.

Im Moment ist der Ölpreis mit einem Wert von 30 bis 40 US-Dollar pro Barrel so niedrig wie schon seit zwölf Jahren nicht. Normalerweise befeuern niedrige Rohstoffpreise die Wirtschaft. Dieses Mal scheint jedoch alles anders zu sein: Es gibt Anzeichen dafür, dass ein niedriger Ölpreis das Wirtschaftswachstums bremsen oder gar eine neue Schuldenkrise hervorrufen könnte. Wir haben vier Argumente gefunden, die diesen Verdacht erhärten.

1. Entwicklungsländer spielen eine wichtige Rolle

Nicht nur China und Indien sind mittlerweile Länder, die mitbestimmen wie gut es der Weltwirtschaft geht. Entwicklungsländer machen einen immer größeren Anteil am Wachstum der Weltwirtschaft aus: 2015 trugen sie bereits 57 Prozent zur weltweiten Wirtschaftsleistung bei. Dadurch wird ein niedriger Ölpreis ein Problem: Viele dieser Länder wie China, Russland, Saudi Arabien oder Venezuela finanzieren ihren Staatshaushalt zu einem großen Teil durch die Förderung von natürlichen Ressourcen wie Erdöl. „Mit einigen Ausnahmen verlangsamt sich die wirtschaftliche Entwicklung durch fallende Preise für Rohstoffe“, sagt IMF-Analyst Maury Obstfeld. Geht es also den aufstrebenden Volkswirtschaften schlecht, dann dämpft das das weltweite Wirtschaftswachstum.

2. Eine neue Schuldenkrise könnte bevorstehen

Weiter gedacht bringt der niedrige Ölpreis und die fehlenden Einnahmen viele erdölfördernde Staaten ins Trudeln: Sie müssen sparen und Staatsausgaben zurückfahren. Ein gutes Beispiel ist Venezuela, das zu den Top-Zehn-Öl-Förderländern gezählt wird. 96 Prozent der Einnahmen im Export erzielt das lateinamerikanische Land durch die Ausfuhr von Erdöl. Experten befürchten eine Staatspleite, da Venezuela seine Schulden nicht mehr bezahlen kann. Bereits im Februar könnte dem Land das Geld ausgehen. Der Ölpreis müsste sich verdreifachen, damit Venezuela seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann. Nun Caracas erstmals seit zwanzig Jahren sogar dazu gezwungen die Benzinpreise für die eigene Bevölkerung anzuheben – und zwar um das Dreizehnfache. Auch reichere Erdölstaaten wie Saudi Arabien müssen den Gürtel enger schnallen. Das Land ist auf einen Ölpreis von rund 104 US-Dollar angewiesen, besitzt aber Reserven von 700 Milliarden US-Dollar und kann wahrscheinlich das momentane Tief aussitzen.

3. Die Erdölwirtschaft leidet unter dem niedrigen Preis

Die OMV ist das beste Beispiel dafür: Durch den halbierten Ölpreis brach der Umsatz des Unternehmens um mehr als ein Drittel ein, der Betriebsverlust beträgt zwei Milliarden Euro. Die Unternehmensberatung Deloitte stellt in einer Studie vom Jänner fest, dass rund ein Drittel der Branche der Gefahr ausgesetzt ist Bankrott zu gehen. Durch notwendige Sparkurse in der erdölproduzierenden Industrie gehen der Weltwirtschaft rund 380 Milliarden US-Dollar an Investitionen verloren.

4. Der Verbraucher springt nicht in die Presche

Ein niedriger Ölpreis sorgt normalerweise dafür, dass Konsumenten mehr Geld ausgeben, womit sich die Wirtschaft ankurbeln. So besagt es zumindest die Theorie. Ein Bericht des Internationalen Währungsfonds stellt diesen Effekt auf das Wirtschaftswachstum in Frage: Der Konsum in erdölimportierenden Ländern habe bisher noch nicht so stark angezogen, wie es die Vergangenheit gezeigt habe, besagt der „World Economic Outlook“ von Jänner.

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