Das hat natürlich nicht nur Auswirkungen auf Curevac selbst, sondern auch auf Zulieferer von Impfstoffkomponenten – etwa Novartis mit Sitz im Tiroler Kundl. Das Pharmaunternehmen hätte heuer Komponenten für 50 Millionen Impfstoffdosen liefern sollen, spätestens mit dem zweiten Halbjahr hätte die Produktion starten sollen. Für 2022 sind Komponenten für 200 Millionen Dosen geplant.
Die Verträge gibt es, man habe „seine Hausaufgaben gemacht“, sagt Michael Kocher, Geschäftsführer der Länderholding Novartis Austria GmbH, im Gespräch mit dem KURIER. Heißt: Man ist bereit, Kapazitäten zur Produktion wurden geblockt. Man kann nicht auch kurzfristig auf diesen Anlagen Komponenten für andere Auftraggeber produzieren – das nämlich brauche entsprechende Vorlaufzeit, und man habe ja bestehende Verträge mit Curevac.
Reaktion auf die Pandemie
Vor drei Jahren hat man in Kundl begonnen, die mRNA-Technologie zu implementieren – aber eigentlich für die Produktion von Zytostatika, die etwa zur Krebsbehandlung eingesetzt werden. Dass die bestehenden Ressourcen jetzt für die Covid-Bekämpfung eingesetzt werden, war also eine Reaktion auf die Pandemie. Von einer Freigabe der Patente der Pharmakonzerne auf die Corona-Impfstoffe hält Kocher übrigens wenig. Aus verschiedenen Gründen: „Die Verteilung der bestehenden Kapazitäten kann ja nicht Aufgabe der Industrie sein“ – sondern der Staaten.
Abgesehen davon löse eine Patentfreigabe keine Probleme – eine mRNA-Produktionsstätte aufzubauen dauere rund zwei bis drei Jahre, auch die Facharbeiter dafür gebe es ja in anderen Regionen der Welt nicht zwingend, ebenso wenig wie entsprechende Kühlketten. US-Präsident Joe Biden hatte ja die Aufhebung des Patentschutzes für Covid-Impfstoffe gefordert.
Anderes wichtiges Thema für Novartis in Kundl ist die Penicillinproduktion, die am Tiroler Standort mit einer insgesamt 150-Millionen-Euro-Investition, davon 50 Millionen Euro von Bund und Land Tirol aus verschiedenen Fördertöpfen, erst heuer erhalten wurde.
Nachfrage nach Antibiotika rückläufig
In der Corona-Krise ist die Nachfrage nach Antibiotika übrigens massiv zurückgegangen. Durch Social Distancing und ein Mehr an Hygiene waren die Menschen schlicht weniger krank – und brauchten weniger Antibiotika. Gelagert werden können die übrigens nur zwischen 24 und 36 Monate lang.
Das sei auch eine Herausforderung in der Vorbereitung auf den kommenden Herbst und Winter: „Das ist jetzt natürlich ein ziemlicher Spagat. Wenn die Grippewelle kommt, dann wird der Bedarf intensiv, wir müssen also Lagerbestände auffüllen. Wenn sie aber nicht kommt, müssen die produzierten Mengen abgeschrieben werden“, erklärt Michael Kocher dem KURIER.
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