"Crowdfunding ist mehr als nur Geld"

„Sportschuhe“ für Pferde sollen den Tieren Hufeisen ersparen. Auch mehrere Polo-Nationalteams haben schon nachgefragt.
Geld vom Schwarm kommt immer besser im Finanzierungs- und Veranlagungs-Mix an.

Wenigstens 75.000 Euro hätten es werden sollen, tatsächlich Schluss war dann bei 261.050 Euro. Die Anleger schienen für das steirische Unternehmen Megasus Horsetech richtig zu schwärmen. Megasus produziert die weltweit ersten anklippbaren "Sportschuhe" für Pferde, die Hufeisen ersetzen sollen. Und suchte über die Crowdfunding-Plattform Green Rocket Financiers. Mit dem frischen Geld kann Megasus nun international zum Vorreiter werden. Das Interesse am Hufeisen-Ersatz aus Kunststoff ist groß, selbst die berittene US-Polizei hat schon nachgefragt.

"Crowdfunding ist mehr als nur Geld"
Fotorechte: © Megasus Horserunners

Die Plattform Green Rocket gibt es bereits seit 2013. Später bauten die Gründer Wolfgang Deutschmann und Peter Garber, früher Sitznachbarn in der HTL, zwei weitere Plattformen; eine für Immobilien (Home Rocket) und eine für bereits etablierte Unternehmen (Lion Rocket). Über alle drei Kanäle wurden im ersten Halbjahr 6,21 Millionen Euro über den Anleger-Schwarm finanziert – der beste Wert seit der Gründung.

Mit Hilfe der Crowd konnte etwa die Gärtner-Genossenschaft LGV-Frischgemüse in Wien 4 ihren ersten Laden aufsperren. "Innerhalb von sechs Tagen waren 300.000 Euro vergriffen", freut sich Rockets-Holding-Geschäftsführer Deutschmann. Wenn es nötig gewesen wäre, hätten es auch 1,5 Millionen werden können. "Am Beispiel LGV sieht man, dass Crowdfunding wirklich Sinn macht", so Deutschmann. Crowdfunding sei viel mehr als nur Geld. Zu den Finanzen komme die interessierte "Community", die Kundenbindung und das Marketing. Wer Geld gibt, sei schließlich auch daran interessiert, wie es dem Unternehmen ergeht. "Da sieht man im Sommer sogar Zugriffe von den Malediven auf Meldungen unserer Unternehmen", grinst der Crowdfunding-Pionier.

Interesse am Mix

Seit dem Start vor vier Jahren wurden über die Rocket-Plattformen schon mehr als 60 Projekte finanziert. Laut Deutschmann wird Crowdfunding als Teil im Finanzierungsmix für Unternehmer immer interessanter. Aber auch im Mix der Anleger "ist Crowdfunding angekommen". Von jungen Privaten über Steuerberater, Ärzte, und Rechtsanwälte bis zu Stiftungen reicht das Spektrum der Anleger, die sich zu Schwärmen bilden. "Das Limit pro Kopf und Projekt sind aber 50.000 Euro, der Charakter des Crowdfunding soll gewahrt bleiben", sagt Deutschmann.

Allein die Plattform Green Rocket, die sich auf Umwelt, Energie, Mobilität und Gesundheit spezialisiert, hat bereits mehr als tausend Anfragen von Unternehmen registriert. "Da kommen auch immer mehr Klein- und Mittelbetriebe, aber auch Größere dazu." Meist die größeren Brocken hat aber die Plattform Home Rocket zu stemmen, über die Wohnanlagen teilfinanziert werden. Mit 5,5 bis sieben Prozent Zinsen ist das für Anleger eine durchaus verlockende Sache. Ist das für den Bauträger aber nicht sehr teuer? "Nein, das ist sogar eine Spur billiger als Mezzanin-Kapital", lautet Deutschmanns Kalkulation.

Risiko

Beim Crowdfunding muss Anlegern bewusst sein, dass das investierte Geld auch futsch sein kann. Bei Rocket ist das ein Mal passiert. Ein Supermarkt in Linz wollte ganz ohne Verpackung auskommen. "Da war die Zeit noch nicht reif dafür."

Gab es Ideen, für die Rocket nicht zu gewinnen war? "Ja, zum Beispiel biologisch abbaubare Skisysteme", schmunzelt Deutschmann.

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