Coronavirus: Österreich dürfte 2020 in die Rezession schlittern

Coronavirus: Österreich dürfte 2020 in die Rezession schlittern
Wifo-Chef Badelt hält zwei negative Quartale für unvermeidbar. Bank Austria erwartet im Gesamtjahr Minus von 0,6 Prozent.

Österreichs Wirtschaftsleistung wird im ersten und zweiten Quartal mit Sicherheit schrumpfen, sagt Wifo-Chef Christoph Badelt. Das wäre eine sogenannte technische Rezession (zwei Quartale mit Minus in Folge).

Dass sich im Jahresdurchschnitt noch ein Plus ausgehen könnte, schließt Badelt nicht aus. Das sei momentan aber "Kaffeesud-Lesen", es hänge davon ab, wie lange die Coronavirus-Krise andauert.

Ab 2021 kräftig bergauf

Noch pessimistischer sind die Ökonomen der Bank Austria: Sie befürchten, dass die Wirtschaft heuer um 0,6 Prozent einbrechen wird. Zuletzt gingen die Experten des Instituts für 2020 von einem BIP-Plus von 1,0 Prozent aus, nach 1,6 Prozent Zuwachs im Vorjahr.

Im ersten Halbjahr werde es eine "technische Rezession" geben, danach das Wachstum aber umso kräftiger sein - bis hin zu +2,0 Prozent 2021.

Die restriktiven Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Virus in Österreich würden die österreichische Wirtschaft jedenfalls in eine technische und kurze Rezession führen - was bei negativen Quartalswachstumsraten in zwei Vierteljahren hintereinander der Fall ist.

Mit 0,6 Prozent BIP-Rückgang werde Österreich 2020 das schwächste Jahresergebnis seit 2009 ausweisen, so Bank-Austria-Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer am Montag. 2021 seien dann zwei Prozent Realwachstum in Reichweite.

Defizit und Schulden steigen

Für den öffentlichen Haushaltssaldo gehen die Experten der Bank jetzt für heuer von einem Defizit von 1,2 Prozent des BIP aus, 2019 dürften es 0,5 Prozent Überschuss gewesen sein. Für die Öffentliche Verschuldung wird ein Anstieg auf 71,1 (70,4) Prozent erwartet.

Diese neue Prognose sei wegen der Unabwägbarkeiten der Corona-Ausbreitung und der Intensität der eingesetzten Maßnahmen aber mit hoher Unsicherheit behaftet und das Prognoserisiko tendenziell nach unten gerichtet, betont das Institut.

Rasche Erholung danach

Nach dem Ende der Notmaßnahmen könne man - das Prognoserisiko bedenkend - von einer raschen Erholung ausgehen. Das Tempo der Erholung und die bleibenden Schäden würden "sehr stark von einer klugen Wirtschaftspolitik abhängen".

Die stärksten Impulse in dieser Krise sollten von gezielten und kräftigen fiskalpolitischen Maßnahmen ausgehen, die zwar sehr kurzfristig wenig helfen könnten, die aber zu einer schnelleren Erholung führen würden und die bleibenden Schäden verringern würden", so Bruckbauer.

Insgesamt dürfte Österreichs Wirtschaft weniger an wirtschaftlichen Folgen als viele andere Länder Europas zu leiden haben.

Arbeitslosigkeit steigt

Ab April werden sich den Experten zufolge die Corona-Effekte voll in der heimischen Wirtschaft zeigen und zu einer Zunahme der Arbeitslosigkeit führen. "Durch die Ausweitung von Kurzarbeit und Liquiditätsmaßnahmen für betroffene Unternehmen wird der Anstieg voraussichtlich gering gehalten werden können", heißt es.

Zudem sei davon auszugehen, dass sich über den Sommer die wirtschaftliche Situation beruhige und die Lage am Arbeitsmarkt wieder entspanne.

Freilich werde sich darüber hinaus der grundsätzlich schwächere Konjunkturtrend des Jahres 2020 niederschlagen und einen weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote bis zum Jahresende unterstützen.

"Wir gehen von einem überschaubaren Belastungseffekt aus und erwarten im Jahresdurchschnitt 2020 mit 7,3 Prozent sogar eine etwas geringere Arbeitslosenquote als im Vorjahr", meint Ökonom Walter Pudschedl: "Im Vergleich zum wetterbegünstigten Jahresbeginn wird sich im Jahresverlauf jedoch eine spürbare Aufwärtstendenz zeigen."

Inflation unter Druck

Infolge der Corona-Ausbreitung werde die Inflation in den nächsten Monaten vor allem aufgrund des niedrigen Ölpreises von 2 Prozent zu Jahresbeginn deutlich in Richtung 1 Prozent im Jahresvergleich zurückgehen. Im Jahresschnitt 2020 werden 1,2 Prozent Teuerung erwartet.

Klarerweise habe die Entwicklung rund um Corona erneut die Chance auf eine Änderung der Geldpolitik zunichtegemacht. Im Gegenteil sei nun eher mit einer Verlängerung der Niedrigzinsphase zu rechnen.

Zugleich habe die Europäische Zentralbank (EZB) neue Liquiditätsmaßnahmen ergriffen, die dazu beitragen würden, die Folgen der Krise zu mildern: "Vor allem die Ausweitung des Wertpapierkaufprogramms und der Liquiditätszuteilung, aber auch die gezielten Refinanzierungsinstrumente werden helfen."

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