„Das ist gewaltig“, sagt Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria, zu den Exportzahlen, die China gestern vorgelegt hat. Plus 32,2 Prozent im Juni 2021, die Importe zogen im selben Zeitraum sogar um 36,7 Prozent an. Und das liegt nicht daran, dass Chinas Außenhandel sich im Vergleichsmonat 2020 unterirdisch schlecht entwickelt hatte. Bruckbauer zu den Ausfuhrzahlen: „Auch gegenüber 2019 liegt das Plus bei 32 Prozent.“
Der Erfolg von Chinas Exporteuren liegt skurrilerweise auch daran, dass Konsumenten rund um den Globus weniger Möglichkeiten zum Geld ausgeben hatten. Flugzeuge blieben am Boden, Hotels und Restaurants geschlossen und selbst den Friseurbesuch konnte man sich lange Zeit abschminken. Was vielen blieb, war mehr Geld in Börsel, das anderwertig ausgegeben wurde. Etwa für Technik oder die eigene Wohnung und damit letztlich für Dinge, die in China gefertigt werden.
Plötzlich wieder gefragt
Kommen in China noch mehr als 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus der Sachgüterindustrie, so sind es in Europa nur noch 20 und in den USA überhaupt nur noch zehn Prozent. Zuletzt lagen die großen Wachstumsraten rund um den Globus nicht mehr im Sachgüter- sondern im Dienstleistungssektor. Größter Treiber dieser Entwicklung war der Tourismus, doch dem setzte die Pandemie ein jähes Ende. Vorerst.
Aktuell sind die Auftragsbücher für Waren „Made in China“ voll, auch weil die Warenlager nach den Konsumverschiebungen der vergangenen Monate leer sind. Experten gehen aber davon aus, dass sich die Exporterfolge der Volksrepublik in der zweiten Jahreshälfte normalisieren werden. Dennoch: Den Chinesen wird heuer ein Wirtschaftswachstum in Aussicht gestellt, von dem andere Nationen nur träumen können – neun Prozent. Die Zahlen für das zweite Quartal werden morgen, Donnerstag, erwartet.
Getrieben wird die Dynamik in China – im Gegensatz zu jener in Europa – übrigens weniger vom privaten Konsum. Dieser hat in der Pandemie gelitten, weil viele ihr Einkommen verloren und vom Staat keine Hilfe bekommen haben. Investiert hat Peking dagegen in Unternehmen, die teils halbstaatlich organisiert sind.
„China wird crashen“
Bei den Zukunftsthemen Digitale Revolution und Energiewende spielt die Volksrepublik längst in der Top-Liga, dennoch „wird China am Ende des Tages crashen“, sagt Bruckbauer. Die Verschuldung der privatwirtschaftlichen Firmen würde bereits Ausmaße annehmen wie in Japan kurz vor dem Crash.
Die Pandemie scheint das Land der Mitte dagegen im Griff zu haben. Dank einer „Null Covid Strategie“ mit Ausgangssperren, Massentests, Kontaktverfolgung, Quarantäne und Einreisebeschränkungen. Die Wirtschaft und das Alltagsleben haben sich in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt weitgehend normalisiert.
Die Kurse an Asiens Märkten wurden am Dienstag durch die Konjunkturdaten – die die Prognosen weit übertroffen haben – beflügelt. Angezogen haben auch die Preise von konjunkturabhängigen Werten und Rohstoffen wie Kupfer.
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