Corona-Lockdown in Bayern bereitet Salzburger Handel Sorgen

Rathaus in München.
Die strengen Ausgangsbeschränkungen im Landkreis Berchtesgadener Land könne man verkraften, hieß es in einem APA-Rundruf - Nachsatz: Wenn die Maßnahmen nicht verlängert werden

Die wegen der steigenden Corona-Zahlen am Dienstag in Kraft getretenen Ausgangsbeschränkungen im bayerischen Landkreis Berchtesgadener Land dürften auch wirtschaftliche Folgen für das benachbarte Salzburg haben. Zwar bleiben die Grenzübergänge offen, Appelle aus Deutschland, sich im beidseitigen Einkaufsverkehr von und nach Österreich zurückzuhalten, bereiten dem Handel in Salzburg aber wenig Freude. Und es herrscht Sorge, dass die Maßnahmen verlängert werden könnten.

"Zumindest ist der Wirtschafts- und Reiseverkehr nicht wirklich eingeschränkt", sagte der Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg, Peter Buchmüller, zur APA. "Und auch die Pendler können weiter über die Grenze fahren." Er gehe jedoch davon aus, das sich die meisten Leute an die Aufforderung halten und nicht mehr nach Salzburg kommen bzw. nach Bayern zum Einkaufen fahren. Solange der Lockdown zeitlich begrenzt sei - er gilt für mindestens zwei Wochen - könne man damit leben. "Schlimm wäre es, wenn es zu Grenzschließungen kommt. Das wäre der Supergau".

Grundsätzlich kämen mehr Bayern zum Einkaufen nach Salzburg als umgekehrt. "Die Maßnahmen im Berchtesgadener Land werden darum Auswirkungen auf den Handel haben. Aber ein wenig wird es sich vielleicht ausgleichen, wenn kaum mehr Österreicher über die Grenze fahren", so Buchmüller. Wichtig sei, dass das Weihnachtsgeschäft nicht betroffen ist. "Anfang November beginnt ja schon das Geschäft mit den Early Shoppern, die schon früh Geschenke kaufen."

"Angst, dass es länger dauert"

Auch der Salzburger Altstadtverband betonte am Dienstag, dass die Bayern eine wichtige Zielgruppe für die Salzburger Altstadt sind. Die Maßnahmen sollten für die Altstadt-Unternehmer aber verkraftbar sein und würden hoffentlich nicht verlängert oder gar verschärft, hieß es in einer Stellungnahme gegenüber der APA.

"Ich habe Angst, dass aus den 14 Tagen mehrere Wochen werden", sagte Brigitte Hirschegger. Sie ist Geschäftsführerin des Modegeschäfts Via Venty in der Linzer Gasse. "Wir sind eigentlich schon mitten im Weihnachtsgeschäft, das beginnt in der Mode relativ bald." Sie zeigte aber Verständnis für den Lockdown auf der anderen Seite der Grenze: "Wenn es so sein soll, dann müssen wir da durch."

Auch für das Einkaufszentrum Europark wird die Dauer der Einschränkungen zur zentralen Frage. 20 Prozent der Kunden kommen aus Bayern, sagte Marcus Wild, Geschäftsführer der Muttergesellschaft SES, am Dienstag zur APA. "Dabei handelt es sich vielfach um Qualitätskunden, die zum Beispiel auf hochwertige Lebensmittel hohen Wert legen." Er fürchtet, dass sich Kundengewohnheiten nachhaltig verschieben könnten, sollten die Beschränkungen länger anhalten. "Nach zwei, drei Wochen pendelt sich das wieder ein. Aber wenn so etwas sechs Wochen anhaltet, muss man aufpassen, dass sich die Stammkunden nicht woanders hinorientieren."

Da der Europark nie ein touristischer Standort gewesen sei, sei man zuletzt von Corona nicht so stark beeinflusst gewesen, erklärte Wild. Würden aber die Kunden aus Bayern längerfristig ausfallen, wäre das ein schwerer Schlag. Dem Weihnachtsgeschäft blickte Wild heute dennoch mit viel Optimismus entgegen. "Die Konsumausgaben werden heuer signifikant höher sein als im vergangen Jahr", prognostizierte er. "Die Leute verreisen dieses Jahr nicht und sind zu Hause." Nachsatz: "Die große Unbekannte ist, wie viel Umsatz davon in den Online-Handel gehen wird."

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