Corona-Kurzarbeit betrifft vor allem die Jungen
Die Kurzarbeit zur Abfederung der coronabedingten Betriebsschließungen hat besonders stark die jungen Menschen getroffen. Sie war aber kein Zwischenstopp zur Arbeitslosigkeit, denn praktisch alle Menschen in Kurzarbeit hatten im September wieder einen Job, oder waren weiter in Kurzarbeit, zeigt eine umfassende Studie auf Basis von Registerdaten und großen Befragungen. Kurzarbeit nahm mit dem Alter ab, wobei Frauen ihre Arbeitszeit stärker reduzierten als Männer.
Die Unterstützung für Haushalte hat die Betroffenheit allerdings nur teilweise abfedern können, zeigt die Untersuchung, die am Mittwoch von Nadia Steiber (Uni Wien/IHS), Christina Siegert (Uni Wien) und Stefan Vogtenhuber (IHS/Uni Wien) vorgestellt wurde. Der Anteil der Familien, die sich subjektiv armutsgefährdet gefühlt haben, ist stark gestiegen.
Von 3,6 Millionen regulär Beschäftigten gingen im Frühjahr 2020 zwar 28 Prozent in Kurzarbeit, aber nur fünf Prozent wurden arbeitslos. Das zeige, dass das Instrument seinen Zweck erfüllt hat, sagte Vogtenhuber. Positiv sei auch gewesen, dass die meisten in Kurzarbeit doch einiges an Arbeitsstunden geleistet und daher mit dem Job verbunden geblieben seien, so Steiber. Nur ein Fünftel habe "praktisch gar nicht", also etwa 10 Prozent der Vorkrisenstunden gearbeitet. Ein Fünftel war zwar angemeldet, hat aber normal weitergearbeitet und die Kurzarbeit daher nicht wahrgenommen.
"Weniger gut" sei aber, dass es in der Kurzarbeitsphase kaum berufliche Weiterbildung gegeben habe, vermerkt Steiber. Nur 15 bis 20 Prozent nutzten die Reduktion der Arbeitszeit dafür, während es bei vielen wegen Abwesenheit vom Arbeitsplatz, dem Fehlen informellen Lernens oder der Rückkehr auf weniger qualifizierte Tätigkeiten nach der Kurzarbeit sogar zu einer krisenbedingten "Erosion der beruflichen Fähigkeiten" gekommen sei.
Auch wenn die Kurzarbeit Arbeitslosigkeit verhindert hat, blieb der Einkommensverlust für viele, vor allem in Haushalten mit Kindern, existenzbedrohend, relativierte Siebert die Erfolgsgeschichte. Während vor der Krise neun Prozent der Haushalte mit Kindern nur schwer mit ihrem Einkommen auskamen, waren es im Juni 2020 bereits 23 Prozent und dieser Anteil ging auch trotz Ersatzleistungen, Einmalzahlungen und Härtefallfonds bis Jänner 2021 kaum zurück.
Unter den Alleinerziehenden lag der Anteil der Haushalte, die nur schwer mit dem Geld auskamen, mit 16 Prozent schon vor der Krise doppelt so hoch wie unter den Haushalten insgesamt. In der Krise schnellte der Anteil auf über ein Drittel (35 Prozent) hinauf. Subjektiv besonders hart hat es aber die Familien getroffen, in denen beide Elternteile erwerbstätig waren und zumindest einer von ihnen den Job verlor oder in Kurzarbeit kam. Unter ihnen kam vor der Krise mehr als die Hälfte (55 Prozent) gut mit ihrem Geld aus, nur 4 Prozent hatten finanzielle Engpässe. Jetzt hat ein Drittel gefühlt zu wenig Geld, nur mehr ein Drittel kommt finanziell gut aus.
Steiber geht dabei nicht davon aus, dass es zu wenig Geld gegeben hat. Aber es sei zu viel pauschal ohne Rücksicht auf die individuellen Bedürfnisse ausbezahlt worden. Auch sei Geld aus dem Härtefallfonds nur einmalig für drei Monate ausbezahlt worden - wer länger betroffen war, ging dann leer aus. Und auch Siegert sieht vor allem ein schon vorhandenes strukturelles Problem, das in der Krise noch stärker sichtbar geworden sei. Für viele Familien sei es auch schwierig gewesen, zu den Hilfen Zugang zu erhalten.
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