Corona-Krise: Eröffnete Firmeninsolvenzen sanken um 60 Prozent
Die Corona-Krise schlägt sich vorerst positiv auf die Insolvenzstatistik nieder. Im ersten Corona-Monat, ab dem 16.März, sind die eröffneten Firmeninsolvenzen laut AKV um 60,73 Prozent zurückgegangen. Mehr als ein Viertel aller insolvent gewordenen Unternehmer geben aber als Pleite-Ursache „die Maßnahmen zur Bekämpfung vom COVID-19“ an.
"Die Corona-Kurzarbeit steht bisher insolventen Unternehmen nicht zur Verfügung“, heißt es weiter.“ Es ist daher mit einer Vielzahl an scheiternden Sanierungen zu rechnen. Ein Drittel der Unternehmensschließungen in Insolvenzverfahren wird in Zusammenhang mit Covid-19 gebracht.
Im Zeitraum von 16. März 2020 bis Ostern 2020, wurden in Österreich 16 Sanierungsverfahren und 96 Konkursverfahren eröffnet. Bisher wurden Firmeninsolvenzen zu einem Drittel durch Eigenanträge eröffnet.
„Nachdem die öffentliche Hand (ÖGK, Finanzamt und SVA) nunmehr bekannt gegeben hat, Gläubigerantrag-Stellungen zumindest drei Monate auszusetzen, hat sich diese Verteilung zwischen verfahrenseinleitenden Gläubiger- und Eigenanträgen verändert", weiß man beim AKV. Zwei Drittel der Anträge werden von den Unternehmen selbst eingebracht.
Keine Video- und Telefonkonferenzen
„Im Rahmen des eingeschränkten Gerichtbetriebes wurden Insolvenztagsatzungen abberaumt und zum Großteil auf unbestimmte Zeit verschoben“, heißt es weiter. „Auf die Möglichkeit Tagsatzungen mittels Video- und Telefonkonferenzen durchzuführen und dadurch weitere Verfahrensverzögerungen zu vermeiden, wird von den Insolvenzgerichten noch kaum zurückgegriffen.“
Die Aussetzung der Stellung von Insolvenzanträgen von Seiten der öffentlichen Hand wird vorerst zu einer Abnahme der Firmeninsolvenzen führen. Ab dem Sommer wird es laut AKV Pleiten-Steigerungsraten geben, „die über jenen der Finanzkrise 2008 liegen werden, da die Realwirtschaft unmittelbar betroffen ist“.
Privatinsolvenzen
Bei einer Betrachtung des 1. Quartals 2020 beträgt laut AKV die Abnahme der eröffneten Privatinsolvenzen gegenüber dem Vorjahr 23,99 Prozent. Nachdem im 1. Quartal 2019 noch 2.493 Privatinsolvenzverfahren anhängig waren, sind im 1. Quartal 2020 lediglich 1.895 Schuldenregulierungsverfahren von den Bezirksgerichten eröffnet worden.
Betrachtet man die wöchentliche Entwicklung der Insolvenzzahlen, so zeigt sich, dass seit Ergreifung der staatlichen Maßnahmen am 16.März 2020 ein drastischer Einbruch um 84,87 Prozent stattfindet.
„Seit dem 16.März 2020 wurden in Österreich daher im Durchschnitt nur noch 34,5 Privatinsolvenzverfahren pro Woche eröffnet, während es in den ersten elf Wochen des Jahres 2020 es noch durchschnittlich 165 Verfahren pro Woche waren“, heißt es weiter. „Das wird aber nicht auf den angeordneten Notbetrieb der Insolvenzgerichte, sondern insbesondere auf das Unterbleiben von Antragsstellungen durch die betroffenen Personen zurückgeführt.“
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