Corona-Krise bringt Durchbruch für kontaktloses Zahlen
Bargeldloses Zahlen boomt. Von 2018 bis 2019 stiegen diese Zahlungen um 14 Prozent auf 708,5 Milliarden Transaktionen. Das ist die höchste Wachstumsrate der vergangenen zehn Jahre, zeigt der von Capgemini veröffentlichte World Payments Report. Das Beratungsunternehmen rechnet damit, dass bis 2023 die Anzahl der bargeldlosen Transaktionen weltweit durchschnittlich um 12 Prozent wachsen werde.
Ein Treiber ist demnach die Corona-Pandemie. Dem stimmt Albrecht Kiel zu. „Die Krise treibt die Digitalisierung und damit das digitale Bezahlen extrem stark voran“, sagt der Visa Zentraleuropa-Chef im KURIER-Exklusivgespräch.
Die Entwicklung habe sich in wenigen Wochen so beschleunigt, was sonst Jahre gedauert hätte. Spürbar sei dies besonders beim kontaktlosen Zahlen. Hier habe die europaweite Anhebung des Limits von 25 auf 50 Euro je Transaktion, bis zu der keine Code-Eingabe nötig ist, geholfen.
Der Anteil der kontaktlosen Bezahlungen bei Visa sei in Österreich bis Juni im Vergleich zum Vorjahresmonat um 20 Prozent angestiegen. „75 Prozent der Visa-Zahlungen in Europa erfolgen bereits kontaktlos“, sagt Kiel. „Viele zahlen erstmals kontaktlos. Wenn man einmal feststellt, wie einfach, schnell, sicher und hygienisch das geht, bleibt man dabei.“
Digital First
Die eCommerce-Transaktionen hätten europaweit um 20 Prozent zugelegt. Kiel: „Die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen liegt in ihrer Digitalisierung und früher oder später ist dabei auch digitales Bezahlen ein Thema.“ Beim Wiederaufbau der Wirtschaft werde „digital first“ entscheidend sein. „Nicht einmal jedes zweite europäische Kleinunternehmen ist in der Lage, Onlinezahlungen zu akzeptieren. Da besteht Handlungsbedarf“, stellt der Manager fest.
Visa will europäische Klein- und Mittelbetriebe nun dabei unterstützen, digitalfit zu werden. Dazu wurde auch in Österreich ein Händlerportal errichtet (https://www.visaeurope.at/run-your-business/zahlungen-akzeptieren.html).
Onlineshop erstellen
Visa gibt hier nicht nur Tipps zum Erstellen eines Onlineshops mit der Option zur Kartenzahlung (auch mit anderen Kartenanbietern), sondern auch einen direkten Kontakt zu sechs Partnern (etwa Six, Hobex oder card complete) für die Einrichtung und Abwicklung der Zahlungen.
Weiters ist es möglich, Produkte und Dienstleistungen auf Marktplätzen von Drittanbietern anzubieten. „Der Shop ist schnell aufsetzbar“, sagt Kiel. Dazu brauche man keine IT-Kenntnisse, „das ist sehr einfach, das kann jeder“.
Neues EU-Recht
Der Visa-Boss weist generell alle Shopbetreiber darauf hin, dass ab Jänner beim Onlinebezahlen laut EU-Recht die Zahlungsdienstrichtlinie PSD2 gilt, welche eine starke Kundenauthentifizierung benötigt.
Diese erfordert bei Online- und Kontaktloszahlungen eine zusätzliche Sicherheitsebene, um die Identität des Verbrauchers zu bestätigen: die Zwei-Faktor-Authentifizierung. Verbraucher müssen somit Informationen aus mindestens zwei der drei Kategorien „Wissen“, „Besitz“ und „Inhärenz“ bereitstellen.
Verstärkte Sicherheiten
Das kann z.B. ein Fingerabdruckscan oder ein Einmalpasswort sein und ist abhängig von der jeweiligen Bank des Verbrauchers. Bei Visa nennt sich die technische Grundlage Visa Secure und basiert auf dem EMV 3-D Secure Standardzwingend ein verstärktes Sicherheitsverfahren, das ein persönliches Passwort des jeweiligen Kunden erfordert, implementiert sein muss.
Bei Visa etwa handelt es sich um Visa Secure Code. „Wir haben intensive Anstrengungen unternommen, um Bewusstsein dafür zu schaffen“, so Kiel. Dennoch haben nicht alle Händler auf Visa Secure umgestellt, es fehle der Code noch immer bei einem niedrigen zweistelligen Prozentsatz aller Shops.
Apropos Banken: Visa wird noch heuer mit einer neuen Bankkarte (Visa Debit) nach Österreich kommen. Diese soll zunächst über Fintechs angeboten und in Zukunft breiter ausgerollt werden.
Wozu überhaupt eine Debit- und eine Kreditkarte? „Debitkarten werden tendenziell eher für den alltäglichen Gebrauch, Kreditkarten für höhere Ausgaben genutzt“, so Kiel. Aktuell habe Visa mehr als eine Mrd. Kredit- und rund 2,3 Mrd. Debitkarten weltweit im Umlauf. Es werde auch in Zukunft beide Produkte geben.
Ebenso wie Karten an sich, obwohl man auch mit entsprechenden Chips in Uhren oder Handys zahlen kann. „Karten werden uns noch lange begleiten. Sie funktionieren ohne Akkus und sind das letzte anfassbare Produkt einer Bank und dienen so auch dem Marketing.“
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