Beteiligung an Lufthansa als Faustpfand für AUA-Staatshilfe?

Beteiligung an Lufthansa als Faustpfand für AUA-Staatshilfe?
Regierung fordert massiven Ausbau von Wien als Langstrecken-Hub, AUA reduziert Kapazität für Neustart, dreistelliger Millionenverlust für 2020.

Um nicht wieder ein Milliardendebakel wie mit der Notverstaatlichung der Kärntner Hypo zu erleben, knüpft die Regierung die Staatshilfe für die AUA an strikte Auflagen. Und fordert vom Mutterkonzern Lufthansa umfassende Gegenleistungen ein.

Die 800 Millionen Euro an Überbrückungshilfe sind aus heutiger Sicht ein Maximalrahmen, der auch pessimistische Szenarien abdecken würde. Damit die AUA nicht ein zweites Mal bei der Corona-Finanzierungsagentur des Bundes, der Cofag, vorstellig werden muss.

In der Öffentlichkeit wurde bisher nur eine Staatsbeteiligung an der AUA diskutiert. In Luftfahrt- und Kapitalmarktkreisen allerdings wird argumentiert, ein Einstieg der Republik beim Mutterkonzern Lufthansa wäre wesentlich wirkungsvoller. Denn dort fallen die Entscheidungen über die AUA. So billig wie jetzt war eine Lufthansa-Beteiligung noch nie. Die Corona-Krise ließ den Aktienkurs tief abstürzen. Die aktuelle Börsenkapitalisierung liegt bei 3,83 Milliarden Euro. Um 800 Millionen Euro bekäme man gut 20 Prozent an Europas größtem Luftfahrtkonzern.

Die Lufthansa würde einen Einstieg Österreichs natürlich ebenso wenig goutieren wie eine Beteiligung Deutschlands oder Schweiz, die für eine Unterstützung der Lufthansa-Tochter Swiss ebenfalls rigorose Bedingungen stellt. Durchaus vorstellbar, dass die drei Staaten ihre Anteile syndizieren. Die heimischen Verhandler sind mit den Nachbarländern jedenfalls schon länger in Kontakt.

Bedingung: Massiver Ausbau des Drehkreuzes Wien

Österreich will eine weitreichende Standortgarantie, die von der Regierung und einer Expertengruppe mit dem Lufthansa-Vorstand ausverhandelt wird. Die Regierung gibt sich jedoch nicht mit der Aufrechterhaltung des Hubs Wien zufrieden, sondern fordert den massiven und auf zehn Jahre garantierten Ausbau des Drehkreuzes innerhalb des Konzerns.

Wien wurde gegenüber Zürich, München und Frankfurt stark benachteiligt. Während aus Zürich täglich bis zu 30 Langstreckenflüge abhoben und aus München bis zu 25, waren es in Wien höchstens zehn. Zuletzt wurde München zum Asien-Hub erklärt, obwohl Wien vorteilhafter liegt. Die Zubringerflüge aus den Bundesländern wurden großteils nach Deutschland umgeleitet. Die AUA hat kein Kostenproblem, auch wenn es in Frankfurt immer so dargestellt wird, sondern ein Umsatzproblem. Und dafür ist die Lufthansa verantwortlich.

Das Bekenntnis zur AUA als „Osteuropa-Drehscheibe“ ist zuwenig. Vielmehr soll, hört man aus den Verhandlungsteams, ganz konkret der Anteil der AUA am Langstreckennetz der Lufthansa-Gruppe festgelegt werden, etwa 25 Prozent.

Reduktion

Vorläufig wird die AUA aber ihre Kapazität für den Neustart um 20 Prozent auf 60 Flugzeuge reduzieren und u. a. drei alte Langstrecken-Boeings ausmustern. Für 2020 rechnet die AUA mit einem dreistelligen Millionenverlust, die Vor-Corona-Flughöhe könne laut Vorstand Andreas Otto frühestens 2023 erreicht werden. Im optimistischen Szenario plant die AUA einen Neustart Mitte bis Ende Juni.

Unmut in der Belegschaft

Was die Reduktion für die 7000 Mitarbeiter bedeutet, ist noch offen. Derzeit wird mit den Betriebsräten ein umfangreiches Sparpaket ausverhandelt. Bereits vor Corona war geplant, 800 Jobs abzubauen.Ob es darüber hinaus weitere Kündigungen geben wird, verrät das Management derzeit nicht.

In der Belegschaft ist der Unmut über die Vorgangsweise des Managements groß. "Eine kleinere Austrian mit zu viel Perwsonal, einer überalterten Flotte und einem unbedeutenden Interkont-Netzwerke, dafür aber it einem Rucksack von 800 Millionen Euro Schulden ist keine Neuausrichtung", kritisiert der Betriebsrat Bord in einem Rundmail an die Mitarbeiter. Man erwarte eine klare Ansage des Managements und der Lufthansa, wie man gedenke, die AUA in Zukunft nachhaltig aufzustellen.

In einer digitalen Mitarbeiterversammlung, einer "Red Hour", präsentierte die AUA am Dienstag ihre vom Lufthansa-Vorstand abgesegnete Strategie. Auffallend dabei war die ausführliche Darstellung von Kündigungen und Lohnkürzungen. Bis zu 25 Millionen Jobs seien weltweit in der Luftfahrt gefährdet. In der Belegschaft herrschte der Eindruck vor, das Management wolle damit die Mitarbeiter einschüchtern.

Ansonsten war die Strategie recht vage, mit dieser Präsentation dürfte das Management auch für die heftige Kritik in den Verhandlungen für die Staatshilfe gesorgt haben. Inzwischen hat man ausführlichere Unterlagen nachgereicht.

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