Corona bremste ÖBB kräftig aus

Corona bremste ÖBB kräftig aus
Bei den Staatsbahnen gingen 2020 die Passagier- und Umsatzzahlen drastisch zurück.

Die Corona-Krise hat 2020 das Tempo der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) ordentlich gedrosselt. Trotzdem sei es gelungen, das Unternehmen mit einer „schwarzen Null“ durch die Krise zu steuern, sagt ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä. Wären nicht Personen und Güter weiter transportiert und Investitionen getätigt worden, hätte das zu einer noch größeren Krise führen können.

Einem gröberen Umsatz- und Gewinnrückgang konnte man aber trotz aller Bemühungen nicht ausweichen. Das lag zu einem großen Teil am Erlahmen des Personenverkehrs. „Der Fahrgästerückgang lag am Höhepunkt bei 90 Prozent“, sagt Matthä. Über das Gesamtjahr 2020 gerechnet lag das Minus im Durchschnitt bei 40 Prozent.

Kein Aufwärtstrend

Damit erreichte die Zahl der Fahrgäste das Niveau des Jahres 1988. Im laufenden Jahr 2021 ist laut Matthä wegen der Lockdowns noch kein Aufwärtstrend zu beobachten. Er rechnet ab dem dritten Quartal, spätestens mit Schulbeginn, wieder mit spürbar mehr Fahrgästen. Das Fahrgastniveau von 2019 dürfte allerdings erst wieder 2022 oder 2023 erreicht werden.

Die Rückgänge im Güterverkehr waren zwar nicht so groß, aufgrund der geringen Gewinnmargen, die dieser Bereich aufweist, dennoch schmerzhaft. „Zu Beginn der Pandemie hatten wir Einbrüche von 20 Prozent“, sagt Matthä. Die Logistik- und Produktionsketten in Europa seien zusammengebrochen. Im Herbst habe sich die Lage verbessert, in den letzten zwei Monaten des Jahres 2020 hätten die ÖBB sogar das Niveau von 2019 übertroffen. Unterm Strich kam es im Güterverkehr im Gesamtjahr zu einem Umsatzrückgang von neun Prozent.

Sommer ungewiss

Die Investitionstätigkeit blieb trotz allem aufrecht und wird sogar forciert. In den kommenden sechs Jahren sollen 25 Milliarden Euro investiert werden, allen voran in die Infrastruktur, in den Güter- und in den Personenverkehr. Unter anderem soll eine neue Nahverkehrsflotte angeschafft sowie der Nachtzug-Fahrplan ausgebaut werden.

Matthä will ab 24. Mail wieder alle Verbindungen ansteuern. Neu dazu kommen sollen Nachtverbindungen nach Amsterdam, Paris und Split sowie eine direkte Tagesverbindung von Wien nach Triest.

Matthä ist aber skeptisch, ob die Fahrgäste im Sommer mit einem problemlosen Reisevergnügen rechnen können. Im Inland werde der Reiseverkehr funktionieren, ob das auch grenzüberschreitend der Fall sein werde, könne man aus heutiger Sicht aber nicht garantieren. Die Fahrgastzahlen haben sich im ersten Quartal noch nicht wesentlich verbessert. Vor allem der Lockdown in der Ost-Region Österreichs habe wieder gebremst.

Für das Corona-Virus gebe es eine Impfung, so Matthä, für die wirtschaftlichen Folgen jedoch nicht. Deshalb müsse auch in den kommenden Monaten verantwortungsvoll gehandelt werden.

Starker Einbruch

Nach 477 Millionen Passagieren im Jahr 2019 nutzten 2020 nur mehr 287 Millionen Passagiere die ÖBB-Dienste. Der Umsatz brach um 322 Mio. Euro auf 4,083 Milliarden ein. Das Vorsteuerergebnis (EBT) war mit 59 Mio. Euro positiv, 2019 wurden noch 169 Mio. erwirtschaftet. Die schwarzen Zahlen verdanken die ÖBB eigenen Einsparungen und der Hilfe vom Staat mit rund 200 Mio. Euro

Kommentare