Corona-Blues: Stimmung schlechter als im Lockdown

Geschloßenes Geschäft in der Inneren Stadt
Während des Lockdowns glaubten die Österreicher noch: "Es wird schon wieder." Nun fehlen Geld und Spaß.

"Es wird schon wieder." Während des Lockdowns waren die Österreicher noch zuversichtlich, dass sich die Coronakrise legen, die Stimmung im Land wieder bessern werde.

Der Optimismus scheint verflogen, zeigt eine repräsentative Befragung von TQS Research & Consulting. Die Stimmung ist schlechter als im Lockdown. 

"Derzeit haben wir die Krise, die sich im Kopf festgesetzt hat", so TQS-Geschäftsführer Dieter Scharitzer.

Leuten fehlt Geld und Spaß

Zwei Dinge kommen zusammen, so Scharitzer im Gespräch mit der APA. Einerseits hat etwa ein Drittel der Österreicher jetzt wirklich weniger Geld zur Verfügung als vor der Krise. Dazu kommt, dass viele die Lust verloren haben, ihr Geld auszugeben. "Es hat sich halt der Konsum sehr stark in die eigenen vier Wände verlegt", resümiert Scharitzer aus der Umfrage, bei der in den ersten beiden Oktobertagen 1.000 Erwachsene in Österreich befragt wurden.

Daheim kochen, Online bestellen und im Internet surfen ersetzt das Ausgehen, Reisen und Kultur genießen. "Alles was der stationären Wirtschaft helfen würde, bleibt offen", so Scharitzer. Das hänge noch nicht einmal an den von der Regierung verfügten Einschränkungen oder der Verringerung der Zuseherzahlen bei Veranstaltungen.. "Die große Gefahr für die Wirtschaft ist, es fehlt den Leuten das Geld und der Spaß".

Homeoffice: Vor- und Nachteile

In diesem Zusammenhang sieht Scharitzer auch das Home-Office zwiespältig. Diese Arbeitsform werde von drei Viertel der Befragten positiv gesehen - das treffe aber vor allem auf Männer zu und werde insbesondere von Frauen mit Betreuungspflichten ganz anders gesehen, schränkt Scharitzer ein.

Und das Home-Office führe zu weniger Mobilität, weniger Einkaufen und weniger Konsum, etwa in der Gastronomie in Büronähe. Das wiederum treffe Verkehr, Handel, Gastronomie und Catering hart. "Ich kann darin nicht wirklich einen wirtschaftlichen Vorteil im Sinne der nachgelagerten Branchen sehen", gibt Scharitzer zu bedenken.

Er bezweifelt auch die Selbsteinschätzung, die die Befragten in Bezug auf ihre Arbeitsproduktivität abgegeben haben. Zwei Drittel sagen, ihre Produktivität sei im Home-Office höher als in der Firma, das waren etwas mehr als bei der gleichen Umfrage im April. Das könne nur für manche Bereiche gelten, meint Scharitzer. Manager könnten gut im Home-Office arbeiten, aber die ganzen Assistenz- und Verwaltungstätigkeiten seien definitionsgemäß Schnittstellen und brauchen die Zusammenarbeit.

"Irgendwie muss es ja weitegehen"

Ein anderes Spannungsfeld deckt die Umfrage auch auf. Obwohl 90 Prozent eine Wirtschaftskrise für wahrscheinlich halten, sehen zugleich knapp drei Viertel die persönliche Entwicklung und Zukunftsaussichten positiv.

Das sei wohl psychologischer Selbstschutz, meint Scharitzer, Assistenzprofessor am Institut für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität Wien. Denn auch jetzt noch informieren sich zwei Drittel der Bevölkerung zumindest ein Mal täglich über die Coronapandemie (Im April waren es über 80 Prozent). Aber nur mehr ein Viertel erlebt dabei auch für sich persönlich emotional positive Informationen. Im April fand noch die Hälfte der Menschen für sich auch Positives in den Medien. Die negative Betroffenheit durch die Berichterstattung sei also gestiegen. Der Einzelne muss einfach schauen, wie er da durchkommt", nach dem Motto "irgendwie muss es ja weitegehen", interpretiert Scharitzer das Ergebnis.

Kommentare