Containerschifffahrt: Täglich sieben Zwischenfälle auf hoher See

Zwischenfälle mit großen Containerschiffen häufen sich
Studie zeigt, dass Brandschäden und Cyberangriffe in der Schifffahrt steigen. 2020 sind 49 große Schiffe verloren gegangen.

Im Jahr 2020 gab es insgesamt 2.703 Schiffsunfälle. Das klingt zwar nach viel, insgesamt ist diese Zahl im Vergleich zum Vorjahr aber zurückgegangen. Die Schifffahrt ist für einen großen Teil des globalen Handels verantwortlich. Allerdings ist der Transport von Waren mit Frachtschiffen auch mit einigen Herausforderungen und Risiken verbunden. Speziell in der Covid-19 Pandemie wurde die Branche vor einige Probleme gestellt. Ein bekanntes Beispiel ist das Frachtschiff „Ever Given“, das im März 2021 den Suez-Kanal blockierte. Die Auswirkungen waren im Welthandel spürbar, die Bilder gingen um die Welt.

Containerschifffahrt: Täglich sieben Zwischenfälle auf hoher See

Das Frachtschiff Ever Given verunglückte im März 2021 im Suez-Kanal.

Um die Sicherheit in der Schifffahrtsindustrie laufend aufzuzeigen und zu verbessern publiziert der Versicherungskonzern Allianz – über die Geschäftseinheit AGCS – jährlich eine Studie, die die aktuellen Zwischenfälle und Sicherheitsrisiken in der Branche aufzeigt. Der Saftey & Shipping Review 2021 wurde nun veröffentlicht und behandelt das Jahr 2020. Neben dem positiven Trend in der Gesamtsicherheit ist die Branche mit einigen Herausforderungen konfrontiert.  

Gesamtunfälle sind zurückgegangen

2019 gab es noch 2.815 verunglückte Schiffe, ein Jahr später ist diese Zahl auf 2.703 gefallen. Das entspricht einer Anzahl von mehr als sieben Zwischenfällen pro Tag. In den meisten Fällen ist ein Motorschaden der Grund für einen Unfall. Im Gegensatz dazu konnte ein Anstieg an Feuerschäden verzeichnet werden. Beinahe ein Viertel aller Totalschäden konnten laut der Studie auf Brände zurückgeführt werden.

Auch Containerverluste haben im letzten Jahr stark zugenommen. Der Verlust von Frachtcontainern wirkt sich sowohl auf die Wirtschaft, als auch auf das Ökosystem negativ aus. Während es im Handel zu Engpässen kommt, verschmutzen verlorene Waren die Umwelt.

Große Schiffe als Risikofaktor

Viele Unternehmen setzen auf immer größere Schiffe. Die Kapazität von Containerschiffen ist laut AGCS mehr als zwei Mal so groß wie noch vor 15 Jahren. Gründe dafür sind unter anderem die Treibstoffeffizienz und der erweiterte Platz für eine größere Fracht.  

Aus der Allianz-Studie geht jedoch hervor, dass größere Schiffe auch größere Risiken mit sich bringen. Zwischenfälle seien schwerer zu beseitigen und mit deutlich höheren Kosten verbunden als bei kleinen Schiffen, wird Anastasios Leonburg (Senior Marine Risk Consultant/AGCS) auf der Allianz-Webseite zitiert.

Insgesamt 49 Großschiffe sind im Jahr 2020 gesunken, acht mehr als im Vorjahr.

Piraterie nimmt zu

Die AGCS-Studie warnt auch vor steigender krimineller Aktivität in der Schifffahrtbranche. Das Internationale Schifffahrtsbüro (IMB) meldete 2020 insgesamt 135 Entführungen von Besatzungsmitgliedern. 130 davon wurden von Piraten im Golf von Guinea gefangen genommen.

Auch die Cyberkriminalität wird zum wachsenden Problem. Große Unternehmen wie APM-Maersk oder MSC wurden bereits Opfer von Hackerangriffen. Die Studie warnt vor potenziellen Angriffen auf Infrastrukturen wie Häfen oder Schiffsrouten.  

Auswirkungen durch Covid-19

Die unmittelbaren Auswirkungen des Coronavirus auf die Branche sind laut der Studie geringer als zunächst angenommen. Jedoch ergeben sich durch die Beschränkungen in den verschiedenen Ländern einige Probleme für die Besatzungen. In den Vergangenen 18 Monaten waren insgesamt etwa 200.000 Besatzungsmitglieder an Bord ihrer Schiffe gefangen, weil sie aufgrund der Vorschriften in ihren Heimatländern nicht zurück nach Hause durften. Aufgrund dieser Bedingungen ist es für die Unternehmen aktuell auch schwer, neue Mitarbeiter einzustellen. Diese Situation könnte in der Handelsbranche nach dem Ende der Pandemie zu großen Engpässen führen.

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