Commerzialbank-Skandal: Hausdurchsuchung und Erklärung von Pucher

Commerzialbank-Skandal: Hausdurchsuchung und Erklärung von Pucher
Ermittlungen durch Kriminalisten haben begonnen, weiter Rätsel um den Verbleib von rund 500 Millionen Euro.

Nachdem in der Nacht auf Mittwoch die Finanzmarktaufsicht die Commerzialbank Mattersburg gesperrt hat, sind jetzt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft sowie die Kriminalisten am Zug.

Am Freitag fanden erste umfassende Hausdurchsuchungen statt. Gleichzeitig gab es eine ausführliche Einvernahme von – mittlerweile – Ex-Vorstand Martin Pucher. Diese soll bis spät in den Abend gedauert haben. Vorerst noch ohne Unterlagen und nur aus dem Gedächtnis heraus.

Commerzialbank-Skandal: Hausdurchsuchung und Erklärung von Pucher

Martin Pucher wurde erstmals einvernommen

Nach der Einvernahme gab Pucher über seinen Anwalt Norbert Wess eine Erklärung ab, in der er sich für die Malversationen entschuldigte. Zitat daraus: „Herrn Martin Pucher fällt es schwer bzw. ist es ihm unmöglich in Worte zu fassen, wie sehr er die Vorkommnisse bedauert. Die Enttäuschung und Fassungslosigkeit über ihn selbst ist es, die es ihm unmöglich macht, dafür eine Erklärung zu finden. Jedes Wort der Entschuldigung oder des Ausdruckes des tiefen Bedauerns muss den Betroffenen – aus verständlichen Gründen – wie ein blanker Hohn vorkommen.“

Die Malversationen dürften sich laut den derzeitigen Erkenntnissen um einen Betrag von rund 480 Millionen Euro bewegen. Die Schließung der Bank hat im Burgenland und auch im benachbarten Niederösterreich für eine richtiggehende Schockwelle gesorgt, da bis auf die Einlagensicherung von 100.000 Euro kein Geld ausbezahlt werden dürfte.

Einige Unternehmungen wie die Wiener Firma Frequentis, der Eventveranstalter Barracuda, die Sozialbau oder die Energie Burgenland dürften dadurch Millionen Euro verlieren.

Gemeindegelder nicht geschützt

Noch schlimmer trifft es jedoch die Gemeinden, die ihre Gelder in der Commerzialbank veranlagt haben. Für sie wird die Einlagensicherung nicht wirksam. Genauso trifft es aber sehr viele private Sparer, die seit Mittwoch nicht mehr auf ihre Konten zurückgreifen können.

In seiner Erklärung bekräftigt Pucher, dass er bei der allumfassenden Aufklärung der Geschehnisse mitwirken wird. Wörtlich schreibt sein Anwalt: „Er kann die Entwicklungen nicht rückgängig machen, sondern dafür nur als Vorstandsvorsitzender der Bank die volle Verantwortung übernehmen und sich nach Kräften bemühen, den Schaden nunmehr so gering wie möglich zu halten, indem er keine anderen Personen für sein Fehlverhalten verantwortlich macht.“

Verbleib unklar

Entscheidend ist, dass ans Tageslicht kommt, wohin die Gelder geflossen sind, für die in der Bilanz Guthaben erfunden werden mussten. Nach den derzeitigen Erkenntnissen dürfte schon vor rund zehn Jahren mit diesen Malversationen begonnen worden sein. Und von Jahr zu Jahr wurden die fiktiven Summen, getürkte Guthaben bei anderen Banken, um 5 bis 10 Prozent größer.

Den Ermittlern ist auch klar, dass dieses Geld nicht nur ins Sponsoring des SV Mattersburg oder anderer Vereine geflossen sein kann. Auch nicht in Puchers persönlichen Lebensstil, der relativ bescheiden gewesen sein soll. Die Bilanzfälschung sei auch nicht nur aus dem Grund erfolgt, um die strengen Bankrichtlinien zu erfüllen. Es gebe Hinweise, dass dem nicht so ist, war zu erfahren.

Mittlerweile sind auch die beiden Co-Vorstände Franziska K. und Walter H. von der Polizei einvernommen worden. Gerüchte, dass über die beiden Untersuchungshaft verhängt worden wäre, haben sich als falsch herausgestellt.

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