Eines der Argumente, das für Veranlagungen in China spreche: Der Umbau der Ökonomie von der verlängerten Werkbank hin zur innovativeren, konsumgetriebenen Wirtschaft sei fast vollzogen. Bei Patentanmeldungen etwa stehe China mittlerweile viel besser da als die USA. Das viel gerühmte amerikanische Silicon Valley gebe es in China gleich mehrmals. Beim Umsetzen von Innovationen sei China zudem viel schneller als andere – allerdings oft zum Nachteil von Umwelt, Arbeitsbedingungen und anderem.
Wachsende Mittelschicht
Ein weiteres Argument: Die Mittelschicht wird praktisch täglich größer. Die Wachstumsraten des Bruttoinlandsproduktes (BIP) haben sich in den vergangenen Jahren zwar auf zuletzt 6,1 Prozent eingebremst. Die Regierung in Peking wird aber trotzdem ihr Versprechen, im Zeitraum 2010 bis 2020 den Wohlstand der Bevölkerung zu verdoppeln, einlösen können. Abzulesen ist das am BIP pro Kopf. Laut Definition der Weltbank zählen Nationen, die bei dieser Messlatte einen Wert von 10.026 bis 12.375 US-Dollar erreichen, zur Gruppe der mittleren Einkommen. Zum Vergleich: Österreich hält bei mehr als 51.000 Dollar.
Die Schicht jener, die shoppen gehen können und wollen, wird größer. Der Konsum steht in China bereits für 60,5 Prozent der Wirtschaftsleistung. „Alles, was mit Konsum und E-Commerce zu tun hat“, ist für Aktienexpertin Gabriela Tinti bei der Veranlagung im Reich der Mitte interessant.
Sollte sich die vor Kurzem neu aufgetretene Lungenkrankheit rasch ausbreiten, könnte die Konsumlust in China sehr wohl leiden, warnen Experten. Den Rückstand, den die chinesischen Börsen im Jahr 2003 nach dem Ausbruch der Lungenkrankheit SARS gegenüber der ausländischen Börsen-Konkurrenz hatten, wurde aber relativ rasch wieder aufgeholt. Das könnte auch im laufenden Jahr wieder passieren. Offen bleibt jedenfalls, als wie gefährlich sich der neue Virus herausstellen wird.
Auf der Kaufliste könnten laut Tinti auch Aktien von chinesischen Unternehmen stehen, die mit Technologie und Infrastruktur befasst sind. Letztere sollten vor allem mit den Bereichen 5G und Smart Cities zu tun haben. Ein weiteres Segment, das zunehmend interessant werde, sei der Umweltschutz. In China werden zwar noch immer Kohlekraftwerke aufgesperrt, die Dreck in die Luft schleudern. Im privaten Bereich übe die Regierung aber sanften Druck aus, damit die Haushalte rascher von Kohle auf Gas umsteigen.
Für die Schweizer Privatbank Edmond de Rothschild sind neben dem Bereich Halbleiter (wiederum 5G) auch Unternehmen interessant, die mit Bildung zu tun haben. Die wachsende Mittelschicht gebe viel Geld für die Ausbildung der Kinder aus.
Immer mehr chinesische Unternehmen würden nach internationalen Standards bilanzieren, so Jasmine Kang, Fonds-Managerin beim Vermögensverwalter Comgest. Die Verbesserung der Transparenz stecke allerdings noch in den Kinderschuhen. Steige das Vertrauen in den Finanzplatz, werde auch mehr investiert werden.
Eine der Schattenseiten der chinesischen Wirtschaft: Der Umbau hoch verschuldeter Staatsbetriebe, Zombie-Unternehmen genannt, ist noch nicht abgeschlossen. Sie sind ausfallsgefährdet und hemmen das Wachstum.
Wussten Sie, dass ....
... der legendäre Jade-Kaiser alle 13 Tiere zu einem Fest lud? In der Reihenfolge ihres Eintreffens bekam jedes Tier ein Jahr geschenkt. Durch eine List gewann die Ratte – mit ihr startet der Zyklus. Die Katze verschlief das Fest und wurde dadurch ausgeschlossen - sonst wären es 13 Jahreszyklen.
... den Tierzeichen jeweils ein Element (Metall, Wasser, Holz, Feuer, Erde) zugeordnet ist? Das jetzt beginnende Jahr der Metall-Ratte kehrt damit alle 60 Jahre wieder.
... Chinas Wirtschaft im Vorjahr um 6,1 Prozent gewachsen ist? Für ein westliches Land wäre das ein beneidenswerter Boom, für China war das allerdings der schwächste Wert seit 1990.
... das Reich der Mitte trotz des schwächeren Wachstums mehr Geld anlocken konnte? Die ausländischen Investitionen legten im Vorjahr um 5,8 Prozent auf umgerechnet 123 Milliarden Euro zu. Die chinesischen Direktinvestitionen im Ausland schrumpften dagegen um sechs Prozent auf 105 Milliarden Euro.
... das erste Teilabkommen, das China und die USA Mitte Jänner unterzeichnet haben, zu massiven Verschiebungen der Handelsströme führen wird? China soll heuer und nächstes Jahr zusätzlich US-Waren im Volumen von mindestens 200 Milliarden Euro kaufen. Dadurch werden Chinas Importe aus anderen Regionen, etwa aus Europa, verdrängt.
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