"Chinas Warren Buffett" ist verschwunden

Star-Investor Guo Guangchang ist abgängig. An den Märkten herrscht Nervosität.

In China haben Berichte über das Verschwinden des Milliardärs und Unternehmers Guo Guangchang für Unruhe gesorgt. An den Börsen wurden am Freitag die Aktien der Firmen vom Handel ausgesetzt, die von dem Unternehmen Fosun kontrolliert werden. Zuvor hatte die Onlinezeitung „Caixin“ berichtet, die Fosun-Gruppe habe seit Donnerstagmittag keinen Kontakt mehr zum Unternehmensgründer und Verwaltungsratschef Guo.

Nutzer von sozialen Netzwerken hätten beobachtet, wie er am Flughafen von Shanghai von Polizisten abgeführt worden sei. Das Magazin schrieb von möglichen Korruptionsermittlungen gegen den Investor.

Wohl auch um die Märkte zu beruhigen, ließ Fosun später verlauten, dass Guo die Behörden derzeit bei "bestimmten Untersuchungen" auf dem chinesischen Festland unterstütze. Worum es dabei im Detail geht, blieb unklar. Nach Konzernangaben ist Guo - so weit es ihm möglich ist - nach wie vor in Entscheidungen des Tagesgeschäfts eingebunden. "Das Geschäft läuft normal."

Club-Med-Übernahme

Guo, der als Warren Buffett Chinas gilt, ist einer der reichsten Männer des Landes. Fosun ist in Europa im Vormarsch. Der Konzern hat im Frühjahr Anteile am französischen Ferienclub-Betreiber Club Med erworben. Die chinesische Beteiligungsgesellschaft mischt auch im deutschen Bankenmarkt mit. Die Gruppe gehörte auch zu einem Konsortium, das im April den berühmten Cirque du Soleil aus Kanada übernahm.

Korruptionsermittlungen

Im August wurden Fosun und Guo von einem chinesischen Gericht im Zusammenhang mit Korruptionsermittlungen gegen den früheren Chef der staatlichen Bright Food Group, Wang Zongnan, genannt. Wang wurde seinerzeit zu 18 Jahren Haft verurteilt.

"Chinas Warren Buffett" ist verschwunden
A company logo of Fosun International is seen during the annual general meeting of the Chinese conglomerate, founded by billionaire Guo Guangchang, in Hong Kong, China in this May 28, 2015 file photo. Trading in shares of Chinese conglomerate Fosun International Ltd was suspended on Friday pending the release of a statement containing "inside information", the company said in a filing to the Hong Kong stock exchange. Late on Thursday, Caixin media reported that company Chairman Guo Guangchang was not reachable, though Fosun made no reference to Guo in the filing. REUTERS/Bobby Yip/Files
Nach einem großen Börsencrash im Sommer hatten die Behörden in China zahlreiche Untersuchungen gegen Finanzfirmen und deren Chefs eingeleitet. Erst im November wurde der Hedgefonds-Milliardär Xu Xiang festgenommen.

Steile Karriere

Guo und der Fosun-Vorstandschef Liang Xinjun gründeten Fosun 1992 zusammen mit zwei Freunden, mit denen sie an der angesehenen Fudan Universität in Shanghai studiert haben. Mit wenig Eigenkapital riefen die vier zunächst eine Marktforschungsfirma ins Leben. Die Regierung in Peking liberalisierte damals eine Branche nach der anderen und Fosun war immer mit dabei: im Pharmasektor, der Immobilienbranche und der Stahl- und Eisenerzindustrie.

Anfang dieses Jahrzehnts begann ein Umbau von Fosun. Der Konzern setzt nun verstärkt auf die Finanzbranche und Übernahmen im Ausland. Oben auf der Einkaufsliste stehen Versicherungen und Firmen aus dem Gesundheits- und Konsumsektor.

Kommentare