China vs. Japan: Fragen zum Inselstreit

China vs. Japan: Fragen zum Inselstreit
Die Parteien setzen sich nun an den Verhandlungstisch, doch im Konflikt um die Inselgruppe bleiben beide weiter unnachgiebig.

Der Streit um acht unbewohnte Inseln im Pazifik haben schwere Spannungen zwischen Japan und China ausgelöst. In der Hoffnung, die Lage zwischen den beiden asiatischen Giganten zu entkrampfen, schickte Tokio am Montag seinen Vize-Außenminister nach Peking. China blieb zunächst kühl und wies ein mögliches Treffen der chinesischen und japanischen Außenminister am Rande der UN-Generalversammlung zurück. Später ließ das chinesische Außenamt dann doch verlauten, dass man am Dienstag an den Verhandlungstisch kommen wolle. China werde Japan auffordern, seine Fehler zu korrigieren und sich für bessere Beziehungen einzusetzen.

Rund um die umstrittenen Inseln kreuzen weiter chinesische Fischer- und Patrouillenboote. Japanische Aktivisten, die sich kurz auf den Inseln befanden, bringen wiederum in China die Emotionen zum Kochen. Die gegenseitigen, kleinen Provokationen bergen die Gefahr eines größeren Konfliktes in sich.

Mittlerweile mischt in dem Inselstreit auch Taiwan offen mit. Zahlreiche taiwanesische Fischerboote sowie sechs Patrouillenboote steuerten am Dienstag die Gewässer vor den Inseln an und lieferten sich dort mit japanischen Booten ein Schlacht mit Wasserwerfern (siehe Bildergalerie).

Der KURIER versucht Fragen rund um die Inseln zu klären, die in China Diaoyu und in Japan Senkaku heißen.

Warum riskieren China und Japan Spannungen und eine Krise um ein kleine Inselgruppe?

Beide Staaten beanspruchen das Territorium für sich. Japan kontrolliert das Gebiet, China erkennt dies nicht an. Zum einen geht es um Fischerei-Rechte, zum anderen um vermutete Öl- und Gasvorkommen. Eine Verhandlungslösung aber ist nicht möglich, solange beide Seiten, wie es der Fall ist, keinen Millimeter von ihrer Position abweichen. Japan fürchtet, gegenüber dem so mächtig gewordenen Nachbarn Schwäche zu zeigen. China wiederum spielt sein nationales Selbstbewusstsein so stark aus wie nie zuvor.

Könnte ein Zwischenfall zwischen japanischen und chinesischen Schiffen einen militärischen Konflikt auslösen?

Spannungsmomente gab es oft: Zuletzt verhaftete 2010 die japanische Marine chinesische Fischer – worauf Peking seine Exporte der für Japans Industrie extrem wichtigen Seltenen Erden stoppte. Jetzt aber sind die Spannungen zwischen Japan und China viel höher, jede gegenseitige Provokation droht die Lage anzuheizen. In China rechnen laut jüngsten Umfragen mehr als 50 Prozent der Bevölkerung mit einem militärischen Konflikt mit Japan in den nächsten Jahren. Dem halten kühlere Gemüter entgegen: Die zweit- und drittgrößte Volkswirtschaft der Welt sind wirtschaftlich viel zu eng miteinander verbunden, als dass sie eine militärische Eskalation riskieren.

Wer braucht wen – China Japan oder umgekehrt?

Beide brauchen einander: China ist Japans größter Handelspartner. Japan wiederum ist Chinas größter Auslandsinvestor (12 Mrd. Dollar im Vorjahr), hat zehn Millionen Jobs in China geschaffen und ist sein zweitgrößter Handelspartner. Doch im Aufwallen der anti-japanischen Gefühle in China müssen japanische Unternehmen mit Einbußen rechnen: Autokäufern wurde in China geraten, auf japanische Fahrzeuge zu verzichten: Weil diese Ziel anti-japanischer Angriffe werden könnten – und weil an Tankstellen möglicherweise an japanische Autos kein Benzin mehr verkauft werde.

So musste etwa der japanische Autobauer Toyota die Produktion seines Luxus-Modells Lexus um 20 Prozent drosseln. Die anti-japanischen Proteste hätten in China bereits zu einem Absatzeinbruch geführt, berichtete das japanische Wirtschaftsblatt Nikkei am Dienstag. In einigen der chinesischen Filialen sei Toyotas Absatz um 30 Prozent zurückgegangen.

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