China Jugend: Auf Erfolgskurs getrimmt

China Jugend: Auf Erfolgskurs getrimmt
Schwerpunkt: China (Teil 6) Der Andrang auf gute Schulen und Unis erzeugt enormen Druck, bringt aber Spitzenleistungen hervor.

Meine Mutter meint, ich habe ein großes Mundwerk. Das könnte ein gutes Werkzeug sein. Ich sollte Anwalt werden." Der 13-jährige Gao Ling Feng hat für diese große Entscheidung zwar noch ein paar Schuljahre Zeit. Doch die Vorbereitungen für seine Karriere laufen bereits.

Shi Yi Meng ist ihrem Ziel, eine erfolgreiche Naturwissenschaftlerin zu werden, gerade einen Schritt nähergekommen. Die 18-Jährige hat in Los Angeles einen Leistungspreis in Physik und Astronomie eingestreift. Ein Studium an einer amerikanischen Elite-Uni ist für sie ganz selbstverständlich. Zhong Wei interessiert sich für den Umweltschutz. Und Li Zihe verbringt selbst ihre knappe freie Zeit im Labor.

Individuell fördern

China Jugend: Auf Erfolgskurs getrimmt

"Wir wollen Potenziale, die in jedem Schüler stecken, individuell fördern", sagt Zhou Jianhua, Vize-Direktorin der Ren-Da-Fu-Zhong-Schule in Peking mit stolzem Blick auf die Vorzeigeschüler. Im Besucherzentrum untermauern Fotos von der Visite Präsident Hu Jintaos sowie Dutzende Pokale das Image, der 10.000 Hektar große Campus beherberge das beste Gymnasium im ganzen Land. Hier büffeln die Söhne und Töchter von Intellektuellen und Kinder von Mittelschicht-Eltern, die gleich nach der Geburt mit den Fördermaßnahmen begonnen haben. Auch Bauernkinder mit Glanzleistungen haben es hierher geschafft.

Inhaltlicher Austausch mit Elite-Schulen in den USA und Großbritannien ist etabliert. Mit Österreich gebe es noch keine Kontakte, heißt es. Obwohl eine der Sprachen, die neben Musik, Tanz, Theater und Film angeboten wird, Deutsch ist. Rund 5000 Schüler und 700 Lehrer wollen das Image zerstreuen, dass Chinas Schüler nur stur auswendig lernen und danach selber kaum kreative Lösungen auf die Reihe bringen.

Nicht alles ist heile Welt: "Ich sehe meinen Sohn meist nur über Büchern sitzen", erzählt der Vater eines Eliteschülers. "Selten hört er Musik. Nach dem Unterricht muss er noch in den Mathe-Kurs. Der Druck ist enorm." Viele Eltern seien auf den Erfolg ihres Kindes fokussiert. Aber es gebe immer mehr, die überzeugt sind, dass ein Studium kein erfülltes Leben garantiert. Wegen der vielen Mitbewerber ist der Konkurrenzkampf groß.

Wettbewerb

Um an einer Uni aufgenommen zu werden, rittern in China landesweit jedes Jahr mehr als neun Millionen Schüler bei der Aufnahmeprüfung (Gaokao) um die höchstmögliche Punktezahl. Die intensiven Vorbereitungen dazu kosten nicht nur Kraft, sie verschlingen oft den größten Brocken des Familienbudgets.

Das Gefälle zwischen den Top-Schulen in Peking und Schanghai und jenen in der Peripherie ist groß. Die wahrhaft große Leistung ist, dass seit dem Ende der Kulturrevolution Millionen chinesische Kinder bis in den hintersten Winkel des Landes eine umfassende Schulbildung und die Chance auf sozialen Aufstieg bekommen haben.

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