Dämpfer im Jahr des Schafes

Die chinesische Industrie entwickelt sich derzeit im Rückwärtsgang und hält sich bei Neueinstellungen zurück.
Weniger Produktion und weniger Aufträge, Unternehmen leiden unter Zahlungsverzögerungen.

Gemütlich, zutraulich, aber antriebslos und ohne jegliche Kreativität. Diese Eigenschaften werden Schafen zugeschrieben, zumindest jenen im chinesischen Tierkreis. Das Jahr des Schafes ist gerade einmal ein Monat alt – und schon schlagen sich Vorurteile und Mythologie in harten Fakten nieder. Im März ist die Leistung der chinesischen Industrie so stark geschrumpft wie seit einem knappen Jahr nicht mehr. Die Industrie heimste auch weniger Aufträge ein, was darauf hindeutet, dass der Konjunkturmotor auch weiterhin nicht ganz rund läuft. Dass sich die Unternehmen mit Neueinstellungen so stark zurückhalten wie seit der Finanzkrise vor sechs Jahren nicht mehr zeigt ebenfalls, dass die Bremsspuren in der Konjunktur Chinas deutlicher werden.

Dämpfer im Jahr des Schafes
Mit einem Wirtschaftswachstum von 7,4 Prozent hat China im Vorjahr – im Jahr des Pferdes – für westliche Verhältnisse noch einen wahren Galopp hingelegt. Dennoch war es das schwächste Wachstum seit 24 Jahren. Für heuer wird dem Reich der Mitte ein Plus von höchstens sieben Prozent vorausgesagt. Das könnte zu wenig sein, um für die Massen, die vom Land in die Städte streben, genügend neue Arbeitsplätze zu bieten. Die Industriestaaten-Organisation OECD schätzt, dass bis zum Jahr 2020 weitere 100 Millionen Chinesen in Städte ziehen werden.

Sieben Prozent

Dass das Wirtschaftswachstum heuer und nächstes Jahr nur noch rund sieben Prozent ausmachen wird, sehen die OECD-Experten relativ gelassen. "Sieben Prozent sind nachhaltiger, sieben Prozent verhindern Preisblasen und sieben Prozent sind erreichbar", sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurria vor kurzem.

Aufs Geld warten

So entspannt sehen das viele Unternehmer allerdings nicht. Laut einer aktuellen Studie des internationalen Kreditversicherers Coface sind fast acht von zehn Firmen in China von Zahlungsverzögerungen betroffen, müssen also auf ihr Geld warten. Die Anzahl Not leidender Kredite schoss innerhalb eines Jahres um mehr als 42 Prozent in die Höhe. Durch das jetzt geringere Wirtschaftswachstum und die noch immer hohen Finanzierungskosten werde sich das Zahlungsverhalten kurzfristig nicht bessern, lautet die Analyse von Coface. Mitschuld ist auch, dass durch hohe Überkapazitäten die Profitabilität mager ist. Experten gehen davon aus, dass die Zentralbank die Zinsen im April erneut senken wird.

Die Wirtschaftsdelegation, die Bundespräsident Heinz Fischer auf seinem Staatsbesuch in China begleitet, wird sich ab Donnerstag ein Bild von der Lage machen können.

Während China schwächelt, kommt die Eurozone allmählich in Schwung. Laut jüngster Umfrage wächst die Euro-Wirtschaft derzeit so stark wie seit fast vier Jahren nicht mehr. Dienstleister und Industrie profitieren beim Export vom niedrigeren Euro-Kurs.

Kommentare