China als Rettungsanker für Europa

China nutzt Europas Schuldenkrise zur Schnäppchenjagd. Im Gegenzug fordert Peking den Abbau von Handelshemmnissen.

China streckt "eine helfende Hand" Richtung Europa aus. "Wir haben zig Mal gesagt, dass China bereit ist zu helfen", betonte Ministerpräsident Wen Jiabao am Mittwoch. Um der von der Schuldenkrise gebeutelten Euro-Zone unter die Arme zu greifen, will China weiter in Europa investieren - sowohl in Staatsanleihen als auch in die Wirtschaft.

Neben China macht sich nun auch in Brasilien, Russland, Indien und Südafrika (in den sogenannten BRICS-Staaten) Nervosität breit, dass die Schuldenkrise in Europa die Wirtschaft im eigenen Land in einen Abwärtsstrudel ziehen könnte. Am 22. September beraten daher die Finanzminister der BRICS-Staaten in Washington über den Kauf europäischer Staatsanleihen. Die Gespräche über Maßnahmen zur Linderung der Schuldenkrise seien aber noch in der Anfangsphase, war aus Brasilien zu hören.

"Der Kauf europäischer Staatsanleihen durch diese Länder wäre eine Beruhigungspille für die Märkte", ist Raiffeisen-Chefvolkswirt Peter Brezinschek überzeugt. Nachsatz: "Aber mit Ablaufdatum, denn es braucht auch einen strukturellen Schuldenabbau." In Zeiten großer Nervosität an den Finanzmärkten könnte der Anleihenkauf aber Spanien oder Italien eine "Verschnaufpause" verschaffen und als "Vertrauensbeweis" in den Euro gesehen werden.

Einkaufstour

So sagte China zu, Staatsanleihen von Griechenland, Spanien und Portugal zu kaufen. Anfang dieser Woche sorgten dann Spekulationen, dass China auch italienische Staatspapiere kauft, für Optimismus an den Börsen. Mittlerweile ist aber durchgesickert, dass eher Investitionen in die italienische Industrie verhandelt werden.

Schon in der Vergangenheit haben chinesische Investoren günstige Gelegenheiten genutzt: So wird der griechische Hafen Piräus genauso von China kontrolliert wie die Automarken Rover MG und Volvo oder der einst deutsche Computerhersteller Medion.

Natürlich basieren die Investitionen nicht auf reiner Nächstenliebe: Im Vorjahr haben die EU-27 chinesische Waren im Wert von 282 Milliarden Euro importiert - ein Plus von knapp 20 Prozent gegenüber 2009. Damit ist die EU der wichtigste Handelspartner Chinas. Zudem soll Peking bereits ein Viertel seiner immensen Devisenreserven (siehe Grafik) in Euro-Papiere gesteckt haben, um seine Abhängigkeit vom Dollar zu reduzieren. Sackt der Euro ein, verlieren auch die Euro-Investitionen Chinas an Wert.

Die Hilfe aus China verknüpft Peking mit der Forderung, dass Europa China als volle Marktwirtschaft anerkennt. Damit würden Handelshemmnisse wegfallen, die die Chinesen seit Langem stören. Zudem erhofft sich Peking den Wegfall eines EU-Waffenembargos. "Die Chinesen sind sicher nicht uneigennützig. Sie wollen die neueste Technologie aus Europa", mutmaßt Brezinschek. Im Gegenzug für Hilfe würden wohl viele EU-Politiker ihren Widerstand gegen Firmenverkäufe ins Ausland aufgeben.

China in Österreich

Auch in Österreich sind chinesische Investoren wie Hutchison ("3"), ZTE und Huawei im Vormarsch. Letzter Fall: Die chinesische Wolong-Holding, die beim Anlagenbauer ATB einsteigt. "Das Interesse Chinas an Österreich nimmt zu", sagt Wilfried Gunka von der Betriebsansiedlungsagentur ABA-Invest-Austria. Gegenüber dem Vorjahr seien derzeit 15 Prozent mehr Projekte chinesischer Investoren in Arbeit.

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