Chevron und Shell streichen 14.500 Jobs

Preisverfall setzt Ölkonzerne unter Druck.

Niedrige Ölpreise freuen Verbraucher, sie können günstiger heizen und tanken. Den Energiekonzernen vermiest die Entwicklung allerdings das Geschäft, was sich deutlich in ihren Bilanzen zeigt. Jetzt haben auch die US-Riesen ExxonMobil und Chevron ihre Zahlen präsentiert.

Gesamte Ölbranche angeschlagen

Die niedrigen Ölpreise machen dem US-Branchenprimus ExxonMobil zu schaffen. Im dritten Quartal 2015 brach der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 47 Prozent auf 4,2 Mrd. Dollar (3,8 Mrd. Euro) ein, wie der weltgrößte Ölkonzern mitteilte. Der Umsatz sank um 37 Prozent auf 67,3 Mrd. Dollar. Obwohl das Unternehmen die Produktion zum Vorjahr leicht steigerte, blieb wegen des massiven Preisrückgangs bei Rohöl viel weniger Geld in der Kasse.

Weiter unter Druck gerät auch der US-Branchenriese Chevron. Im dritten Quartal schrumpfte der Überschuss von 5,6 auf 2,0 Milliarden Dollar (1,8 Mrd Euro) im Vergleichszeitraum, wie der gemessen am Börsenwert zweitgrößte US-Ölkonzern mitteilte. Der Umsatz sank um 37 Prozent auf 34,3 Milliarden Dollar. Chevron reagiert mit weiteren Sparmaßnahmen - bis zu 7000 Stellen sollen gestrichen, die Neuinvestitionen im nächsten Jahr um ein Viertel gekürzt werden. Bereits im letzten Quartal waren diese Ausgaben um 15 Prozent gesunken. Die Zahlen fielen insgesamt aber besser aus als an der Wall Street erwartet.

Schlechte Bilanz für Shell, BP, Statoil und Eni

Chevron und Shell streichen 14.500 Jobs
Der Energiekonzern Shell verzeichnete im dritten Quartal einen Verlust von 7,42 Mrd. Dollar (6,7 Mrd. Euro). Noch vor einem Jahr hatte der Konzern fast 4 Mrd. Dollar (3,6 Mrd. Euro) verdient. Massiv zu Buche schlugen bei Shell milliardenschwere Abschreibungen, weil das Unternehmen umstrittene Förderprojekte in Kanada und vor Alaska gestoppt hatte. Der niedrige Ölpreis mache diese Projekte nach Angaben des Konzerns unrentabel. Shell-Finanzchef Simon Henry kündigte den Abbau von 7500 Stellen an, 1000 mehr als bislang geplant.

Bereits zum dritten Mal in diesem Jahr kürzte der britische Ölkonzern BP seine Investitionspläne für 2015. Wegen niedriger Öl- und Gaspreise sowie Entschädigungszahlungen für die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko brach der Nettogewinn im dritten Quartal laut Konzernangaben um 40 Prozent auf 1,8 Mrd. Dollar (1,6 Mrd. Euro) ein. Für 2016 sind weitere Verkäufe von Geschäftsbereichen im Volumen von drei bis 5 Mrd. Dollar (4,5 Mrd. Euro) geplant.

Angesichts eines um fast die Hälfte gesunkenen operativen Ergebnisses im dritten Quartal kündigte auch der norwegische Statoil-Konzern an, die Investitionen um eine weitere Milliarde Dollar zu kürzen. Dem italienischen Ölkonzern Eni brockte der niedrige Ölpreis ebenfalls Verluste ein. Für das dritte Quartal musste der Konzern vor Sonderposten einen Fehlbetrag von 257 Millionen Euro ausweisen. Im Vorjahr stand hier noch ein Gewinn von 1,17 Milliarden Euro.

Total stemmt sich gegen den Trend

Dagegen federte der französische Konzern Total die Folgen des niedrigen Ölpreises erfolgreich ab. Zum einen erhöhten die Franzosen die Ölproduktion im abgelaufenen Quartal um zehn Prozent, zum anderen profitieren sie von den guten Gewinnmargen ihrer Raffinerien und des Chemie-Geschäfts. Der bereinigte Gewinn sank im dritten Quartal zwar immer noch um 23 Prozent auf 2,76 Milliarden Dollar (2,5 Mrd. Euro), Analysten hatten aber einen noch stärkeren Rückgang erwartet.

Keine Entspannung in Sicht

Mitte 2014 hatte der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent noch bei über 100 US-Dollar (90,67 Euro) gelegen, derzeit kostet ein Fass noch knapp 50 US-Dollar. Experten zufolge ist wegen der riesigen Überkapazitäten im Markt vorerst kein Ölpreisanstieg zu erwarten.

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