Centeno neuer Präsident der Eurogruppe

Mario Centeno.
Portugiese zum neuen Chef der Euro-Länder gewählt.

Der "Ronaldo" der Eurogruppe galt als Favorit – und setzte sich am Montag auch tatsächlich durch. Nächtliche Krisensitzungen, um Griechenland vor der drohenden Pleite zu bewahren. Hitzige Debatten darüber, ob man die Staatsschulden der Euroländer vergemeinschaften sollte. Dem Niederländer Jeroen Dijsselbloem wird der Job als Chef der Eurogruppe vielleicht gar nicht so sehr abgehen. Ob er wollte oder nicht – Mitte Jänner läuft sein Mandat ab. Beim Treffen der Euro-Finanzminister in Brüssel diesen Montag hatte Dijsselbloem die Wahl seines Nachfolgers zu organisieren. Zur Wahl standen die Finanzminister von Portugal, Luxemburg, der Slowakei und die Ministerin aus Lettland.

Ronaldo

Der Favorit, der Portugiese Mário José Gomes de Freitas Centeno, setzte sich durch. Er zog in die Stichwahl gegen den Luxemburger Pierre Gramegna ein und gewann. Der Ökonom, der am Samstag seinen 51. Geburtstag feiern wird, ist seit November 2015 Finanzminister. Als dieser kann er ein recht gutes Zeugnis vorlegen: Das tief verschuldete Portugal schaffte einen strikten Sparkurs und erreichte im Vorjahr ein Budgetdefizit von nur 2,1 Prozent. Das war der tiefste Wert seit 1974. Der ehemalige deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble zollte Mário Centeno dickes Lob: Er sei der Ronaldo der Eurogruppe, sagte Schäuble in Anlehnung an den portugiesischen Weltfußballer Cristiano Ronaldo.

Mit Centeno kommt der Vertreter eines ehemaligen Krisenlandes an die Eurogruppen-Spitze. Zur Erinnerung: Portugal musste sich in der Staatsschuldenkrise 2011 unter den Euro-Rettungsschirm flüchten. Auch wenn es in der ewig währenden Griechenland-Krise momentan recht ruhig ist – leicht wird es Dijsselbloems Nachfolger keinesfalls haben. Die Eurozone müsse "vertieft" werden, um resistenter gegen Krisen zu werden, heißt es. Unter Vertiefung versteht mancher einen gemeinsamen Euro-Finanzminister und ein gemeinsames Budget. Für große Länder wie Deutschland kommt das aber nicht in Frage. Heiße Diskussionen sind damit programmiert.
Centeno, der in Harvard promoviert hat, ist verheiratet und hat drei Kinder. Der Zugang des Ökonomen zur Fußball-Welt: Er ist Benfica-Fan.

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