Causa Immofinanz: Sportliches Debakel in Monaco

Das gescheiterte Trainingszentrum "Villa Esmara" hat ein gerichtliches Nachspiel
Der Strafprozess gegen Ex-Tennis-Zampano Leitgeb und Ex-Immofinanz-Boss Petrikovics um früheres Luxus-Trainingscenter startet.

Für den ehemaligen Tennisverbandspräsidenten Ronnie Leitgeb steht sehr viel auf dem Spiel. Ab Freitag muss er mit dem früheren Immofinanz-Boss Karl Petrikovics und drei weiteren Ex-Immofinanz-Managern auf der Anklagebank im Wiener Landesgericht Platz nehmen. Im Mittelpunkt der Anklage steht das letztendlich gescheiterte Trainingszentrums-Projekt "Villa Esmara" in der Luxusmetropole Monte Carlo. Den ersten Aufschlag hat Staatsanwalt Volkert Sackmann, der Leitgeb & Co Untreue vorwirft. Angeblicher Schaden: rund eine Million Euro. Den Angeklagten drohen bis zu zehn Jahre Haft. Sie bestreiten die Vorwürfe. Bisher sind acht Prozesstage anberaumt.

Laut Anklage finanzierte die Immofinanz Leitgeb den Kauf der Villa und die Umbauten mit rund 5,4 Millionen Euro. Mitte April 2003 wurde das "Champ Fitness Monte-Carlo" (CFMC) eröffnet.

Laut Anklage soll Leitgebs Firma aber ab 2005 keine Miete mehr gezahlt haben. Das Sportzentrum war laut Leitgeb für Spitzensportler nicht benützbar. Grund: erhebliche Baumängel und schimmlige Duschen. Es kam zu Differenzen. Im Herbst 2006 wurde die Villa dann um 5,8 Millionen Euro an einen Schweden verkauft. Im Preis enthalten waren auch Verkaufsprovisionen.

"Nicht schuldig"

"Ronnie Leitgeb wird sich nicht schuldig bekennen. Aus strafrechtlicher Sicht ist gar kein Schaden entstanden", sagt Leitgebs Verteidiger Thomas Kralik zum KURIER. "Die Immofinanz hat das Projekt mit 4,8 Millionen Euro finanziert und hat am Ende fast 5,4 Millionen Euro erhalten." Die Berechnungen des Staatsanwalts seien falsch. "Es waren alle an einer Lösung interessiert, bei der für beide Seiten kein Schaden entsteht. Das wurde auch erreicht", kontert Kralik. "Leitgeb hätte durchaus seine Firma in Konkurs schicken können, dann wäre die Immofinanz auf der Liegenschaft sitzen geblieben." Leitgeb habe aber den Kaufpreis (5,8 Mio. Euro) mit dem schwedischen Käufer neu verhandelt und soll dafür 400.000 Euro erhalten haben. "Leitgeb hat super verhandelt, der Kaufpreis war danach höher", sagt Kralik. Petrikovics sei in das Projekt gar nicht involviert gewesen. Leitgeb habe bloß mit Immofinanz-Abteilungsleitern verhandelt. Petrikovics weist alle Vorwürfe zurück.

Grundrechte verletzt

Doch Petrikovics, der in einem anderen Verfahren zu sechs Jahren Haft verurteilt worden war, liegt mit dem Staatsanwalt im Clinch. Sein Verteidiger Otto Dietrich ersuchte kürzlich um Einsicht in alle beschlagnahmten Unterlagen in der Causa Immofinanz. Er erhielt eine ruppige Abfuhr. "Die im Zuge der Hausdurchsuchungen sichergestellten Unterlagen sind kein Bestandteil des Ermittlungsaktes, weshalb auch kein Recht auf Akteneinsicht besteht", heißt es im Schreiben des Anklägers. Außerdem "seien alle relevanten Dokumente bereits von den ermittelnden Kripo-Beamten gesichtet und vom Sachverständigen Gerhard Altenberger zum Bericht bzw. zum Akt genommen worden".

Gegen Menschenrechte?

"Es ist juristisch eindeutig, dass beschlagnahmte Unterlagen Teil des Ermittlungsaktes sind. Daher muss dem Beschuldigten die Einsicht gewährt werden", sagt Petrikovics Verteidiger Dietrich zum KURIER. "In unserem Fall wird das Recht auf ein faires Verfahren verletzt, weil sich der Beschuldige nur wehren kann, wenn er über den gesamten Akt informiert ist." Nachsatz: "Für mich stellt sich die Frage, was die Staatsanwaltschaft zu verbergen hat, das mein Mandant nicht sehen darf." Dietrich hat eine Beschwerde gegen diese "Aktensperre" eingebracht. "Das Recht auf ein faires Verfahren ist in der Europäischen Menschenrechtskonvention verankert", sagt Dietrich. "Wir werden daher bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg gehen."

Kommentare